Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

> II. Wenn Rauch und Blutschein über den Feldern hängt, Granaten sausen, Harfen in Nacht und Wind,

Zerschossener W älder Flammenkronen Stumm für die sterbenden Helden lodern,

Dann spricht der Gott: Auf! Zieht in den Schönen Tod Für Frankreichs liedumwobenes Rebenland,

Für Polens purpurdunkle Scholle

Ihr für das Herz von Europa: Deutschland.

Ihr meine Saat! Doch muß aus der Saat erblühn Geschlecht von Helden fremd Eurem Heldentum, Ehrfürchtig stolz vor Monumenten,

Stolz vor der Gruft der Ahnen schwörend:

‚Als einst der Fürsten forderndes Haßgebot Zur Walstatt lockte schloß sich nicht einer aus, Wenn neu die Völker sich zerileischen

Dröhne zum Tron der Erlösten Stimme:

„Wir sind die Führer, Herzen und Hirn der Welt, Des Menschgewissens waltende Allvernunft Gefolgschaft weigernd gehn wir alle

Wege zum Tod, die uns Christ gewiesen.

Zerstampit die Herzen, die eure edlen sind, Zerstampft die Hirne, denen ihr Leben dankt, Wir weigern mitzubaun am Wahne,

— Doch sind auch wir für das Reich gestorben.“

IV.

Verstarb die Stadt. Palaste und Gärten tot. Die Kinder tot. Es rauchen die Trümmer noch Von Häusern. — Aus dem Qualme ballt sich Dunkel der Gott und verströmt die Klage:

Des Daiınpfes Schlangen kriechen ums Erdenrund, Die Eisenfische tauchen zum Meeresgrund, Metallne Vögel hoch in Lüften

Werfen den Tod in die Lebensgärten.

In Donien brannte Völkergebet zu Gott,

In Bildern glühte manches Jahrtausends Sinn, Zerschinettert Dom und Bild und gründet Messe und Markt auf der Seele Trümmern,

Und fühlt Euch Helden, wäre dies Heldentum, Ihr müßtet beten: Herr, laß nicht Held mich sein! Und wäre Mordwerk Männerehre

Betet, als Memme verschmäht zu sterben.

Ihr Mütter hackt die Hände den Knaben ab,

Daß nie zu Männern, niemals zum Schwerterwerk Sie wachsen, nie wenn Macht befohlen

Knechtisch gehorsam den Bruder töten.