Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.
I. Das Zeitalter der franzöſiſhen Revolution. 15 Uhr ein Präliminarfriede zuſtandegebracht. Die endgültige Einigung bahnte man in einem Schloſſe bei Udine an, während gleichzeitig gewaltige Rüſtungen ſtattfanden. Aber die Bitten der Kaiſerin und die Vorſtellungen Colloredos und der andern Kriegsgegner gaben bei dem Monarchen den Ausſchlag. Graf Ludwig Cobenzl wurde nach Udine geſchi>t und die Verhandlungen kamen in Fluß. “Der Vertreter Öſterreichs bot hartnäig ſeine ſonſt gewinnende Beredſamkeit auf, um Napoleon wenigſtens zu veranlaſſen, die Adda als künftige Grenze zuzugeſtehen. Der Korſe blieb jedoch unerbittlich. Er, der ſein Mienenſpiel und ſeine Gebärden ſtets in ſeiner Gewalt hatte, griff in einer wohlberechneten Aufwallung nach einem koſtbaren Teeſervice, um es erregt auf den Boden zu ſ{<leudern und dann bebend dem Grafen Cobenzl zuzurufen: „Noch ehe der Herbſt ſein Ende erreicht, wird JFhre Monarchie wie dieſes Porzellan in Scherben gehen !“ So lautet zumindeſtens eine Überlieferung. Graf Cobenzl mußte alſo nachgeben, um nicht ſtatt des Friedens den Krieg nah Wien zu bringen. Am 17. Oftober 1797 wurden die Friedensurkunden unterzeichnet. Öſterreich verzichtete auf Belgien zugunſten Frankreichs und die Lombardei blieb im Beſize der Republik. Dafür ſicherte Napoleon Bonaparte Venedig, die venezianiſchen JFnſeln im Adriatiſchen Meere, Fſtrien und Dalmatien dem Kaiſer Franz zu. Jn geheimen Artikeln wurde abgemacht, daß alles, was auf das Deutſche Reich Bezug habe, auf einem Kongreſſe in Raſtatt geordnet werden ſolle, wobei der Wiener Hof ſeinen Einfluß dafür aufzubieten verſprach, daß die franzöſiſche Republik das ganze linke Rheinufer als Beſitz erlange. Napoleon ſtellte ſeine guten Dienſte in Ausſicht, um dem Kaiſer die Erwerbung des Erzſtiftes Salzburg und eines Teiles von Bayern zu ermöglichen. Dies der weſentliche Inhalt des Friedens von Campo Formio. Öſterreich ſchnitt nicht ſhle<t ab. Ein preußiſcher Diplomat glaubte daher auf eine Beſtechung Napoleons ſchließen zu müſſen 1). Aber Franz war nicht nur der Beherrſcher Öſterreichs, ſondern au< Deutſchlands Kaiſer und in dieſer Eigenſchaft ſtimmte er der Verkleinerung des Deutſchen Reiches und dem Grundſage der Säkulariſation zu, durch den die geiſtlichen Fürſten, die zu Öſterreich hielten, empfindlich getroffen wurden. Für die Klärung der Verhältniſſe in Deutſchland war die Beſeitigung der kirchlichen Landeshoheiten freilih ein Gewinn. Thuguts Stimmung litt unter den legten Ereigniſſen. Er trug
1) K. Th. Heigel. Deutſche Geſchichte. 2. Band.