Geschichte der französischen Revolution

Berufung der Generalſtände. 253

abſtimmten wie drei verſchiedene Nationen. Wenn der König na einigem S<hwanfken dem tiers-état wirkfli<h die doppelte Vertretung zugeſtand, ſo hatte das nur dann einen Sinn, wenn er auh niht mehr geſchloſſen, ſondern nah Köpfen abſtimmen durfte; aber hierüber ſhwieg ſih die Regierung auch in einer zweiten Kundgebung am 27. Januar 1789 aus, welche die Wahlen anordnete für die Verſammlung, die erſt am 24. April, dann am 4. Mai 1789 in Verſailles zuſammentreten ſollte. Was Ludwig am 27. Dezember die Beſchlußfaſſung erleichterte, war wohl die Annahme, daß die verſammelten Volfksvertreter durch partikulariſtiſhe Tendenzen auseinander gehalten würden; und in der Tat, wenn er ſi< fortan ehrli<h auf ſeine treuen Gemeinden ſtützte, konnte die Monarchie gerettet werden. Allein die Wiederverſöhnung mit den Privilegierten, die die Reform bisher vereitelt hatten, hinderte die Krone nachher, die Erwartungen zu erfüllen, die im Volke hervorgerufen worden waren.

Dieſes Volf aber, das nun die föniglihe Botſchaft mit Enthuſiasmus vernahm, gli<h nah Taines Wort einem unmündigen Kinde, einem blinden Koloß, der dur< Leiden verbittert iſt ; es zerbrach bald alles, was es berührte, niht nur die kleinen Räder in den Provinzen, die na zeitlicher Zerſtörung hätten wieder hergeſtellt werden können, ſondern auh die große Springfeder im Zentrum, deren Bruch die ganze Maſchine unbrauchbar mate. Die beifällige Aufnahme der Erlaſſe in ganz Franfrei<h mat ſhon das Verfaſſungsprogramm verſtändlih, das mit ihnen verbunden war; freiwillig war hier der Nation das Recht der Steuerbewilligung geboten; es war die periodiſhe Wiederkehr der Reihsverſammlung, genaue Feſtſtellung des Budgets und der Sivilliſte, Aufhebung der Verhaftungsbefehle, Preßfreiheit und anderes verheißen. Erhöht wurde die Leidenſchaft dur< eine gewaltige Teuerung, da die Ernte von 1788 dur< Tro>enheit und dur Hagel ſehr ſtark beeinträhtigt worden war. Die Wünſche des Volkes im einzelnen vermitteln uns heute no< die Cahiers, Hefte oder Wunſchzettel, welche die Wähler ihren Mandataren in die Verſammlung mitgaben. War man früher geneigt, in ihnen den unverfälſhten Ausdru> des Volfswillens zu ſehen, ſo werden ſie heute in ihrem Werte leiht unterſ<häßt. Wenn es na< einzelnen unter ihnen ſcheinen könnte, als ſei die Land-