Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

Vichegru an der Pfrim geſchlagen. — Mannheim von den Oeſterreichern beſetzt. 65

und Vexrfaſſungsarbeiten die militairiſhen Angelegenheiten vernachläſſigt. Die Armeen waren ohne Ergänzungsmannſchaften, ohne Verpflegung and Sold geblieben. Manche unter den Generalen waren, wenn auh niht offenbare Verräther, wie Pichegru, lau und gleichgültig geworden. Der früher republikaniſche Enthuſiasmus und die Furcht vor dem Wohl= Fahrtsaus\<uß und den Volksrepräſentanten hatte ſeit dem 9. Thermidor nachgelaſſen, und war no< niht dur< den Durſt na< Belohnung und Auszeihnung, und den Feldherrenſtolz erſet worden.

Nach den von Pichegru und Jourdan, von der Schlacht von Fleu= xus bis zur Einnahme von Amſterdam, davon getragenen Vortheilen Hätten von dieſen Generalen im Jahre 1795 größere Erfolge erwartet werden können. Zwar mußte Luxemburg, in welchem der öſterreichiſche General Bender ſeit aht Monaten eingeſchloſſen geweſen, kapituliren (10. Zunius 1795), aber vor Mainz lagerte ein Korps Franzoſen, ohne eine eigentliche Belagerung zu unternehmen. Im September ging Piz «hegru mit der Rhein- und Moſelarmee bei Mannheim, Jourdan mit ver Sambre= und Maasarmee bei Düſſeldorf über -den Nhein.- Beide fohten Anfangs mit Glü>, und die Oeſterreicher wurden nah der Sieg, na der Lahn und zuleßt nah dem Main zurücgedrängt. Aber Piches gru, der ſeit dem Auguſt mit dem Prinzen von Condé in Unterhandiungen getreten war, nahm ſi< vor, ſein Heer, da er daſſelbe niht für die Bourbonen gewinnen konnte, wenigſtens dur deren Verbündete, die Deſterreicher, ſchwächen zu laſſen. Anſtatt, nachdem er Mannheim einge= nommen, Clairfayt mit ſeiner ganzen Macht anzugreifen, ſchi>te er ihm nur 12,000 Mann entgegen, die von dieſem aufgerieben wurden. Der öſterreichiſche Feldherr wandte ſih hierauf gegen Jourdan, der, da Piche= gru unthätig ſtehen blieb, nah dem linken Rheinufer zurü>gehen mußte (22. Oktober 1795).

Clairfayt griff jet das franzöſiſche Belagerungskorps bei Mainz an, zerſtreute es nah hartnä>igen Gefechten, und nahm ihm alles ſhwere Geſchüß ab. Durch Hülfe, welche ihm Wurmſer vom Near aus zu= ſandte, verſtärkt, warf ſi Clairfayt auf Pichegru's geſ<wächtes Heer, j das, an der Pfrim geſchlagen (10. November), ſi bis an den Fuß der | Vogeſen zurücziehen mußte. Mannheim wurde von den Oeſterreichern beſeßt. Am 1. December hatte Jourdan wieder die Offenſive ergriffen, und Marceau ſich bei Kreuz gegen die von den Oeſterreichern mit über= Tegener Macht unternommenen Angrifſe behauptet. Clairfayt , der auf einen Winterfeldzug niht vorbereitet war, und die errungenen Vor= teile niht auf das Spiel ſeen wollte, ging am 21. December einen

Ved>er, Weltgeſchichte, 8 Aufl. XV. 6