Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

stoßungsstellungen Abroehr- oder Fluchtstellungen. Wir können sie alle aus den Grundeinstellungen der Ekel- und der Schmerzstellung herleiten.

2. Die Ekelstellung, aus der Übelkeit des Magens geboren, vereinigt unter anderen die Symptome des bitteren Zuges und der Rümpfstellung, die demnach beide als Komponenten der Ekelstellung gedeutet werden können.

3. Die Spuckstellung ist eine gemilderte Ekelstellung, bei melcher nicht Mageninhalt, sondern Speichel entleert rird. In symbolischer Übertragung ist sie ein Ausdruck der Verachtung; in neutraler Form begleitet sie wohl auch das jähe Einsetzen irgend einer Handlung.

4. Die Schmollstellung ist eine verhängte Einstellung der vorgestülpten Lippen, entroicklungsgeschichtlich hervorgegangen aus dem Fahrenlassen der Brustmwarze. Ihre Bedeutung ist eine untätige, aber grollende Haltung nach der Versagung, Mangel an Selbstbehauptung und Erfolgspermögen.

5. Die Trotz- und Verachtungsstellung vereinigt die Schmollstellung mit der nach vorn gerichteten Angriffszange der Rupfstellung, als unmittelbare Bervegungsphase vor dem Ausspucken, jedoch ohne Mithilfe der Zunge. Hiebei betont die aufgeroorfene Oberlippe mehr den Trotz, die vorgeschobene Unterlippe mehr die Verachtung.

6. Kuß-, Trotz- und Schmollstellung bilden affektgeladene Angriffsstellungen nach den drei Bezugsmwendungen in der Profildimension und entsprechen einander wie Lach-, Fletsch- und Murrstellung.

7, Die Schmerzstellung, der Schmerzabfuhr dienend, entsteht durch eine starke unmillkürliche Außenspannung, die den Mund aufzureißen trachtet und hauptsächlich die Oberlippe durch den Eckzahnmuskel schräg aufmärts verzieht. Wenn Widerstandstendenzen den Schmerz zu verdrängen statt abzuführen suchen, bleibt der Mund möglichst geschlos-

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