Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

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unaufhaltſam rollte Stein auf und mittenhinein in den flühtenden Haufen trafen die Kugeln der Tiroler Shüßen. Ein Zurü> gab es niht mehr für die Ftaliener, denn der Weg zum Tal war ihnen dur jeitwärts vorgeſhobene Poſten abgeſhnitten. Sie mußten es daher wohl wie eine Erlöſung empfunden haben, als Reyrer ihnen zurief, ſie ſollten die Waffen auf einen Haufen legen und ſi<h ergeben. Alle kamen dem Befehl ohne Zögern nah, nur der Hauptmann, der die Abteilung ge-

führt hatte, wollte ſih niht ſo leihten Kaufes gefangen |

nehmen laſſen und ſuhte zu entkommen. Auf einem Saumpfad kletterte er abwärts, aber eine nachgeſandte Patrouille holte ihn bald ein und brachte ihn zu den übrigen Gefangenen Zurü>. Wachtmeiſter Reyrex aber erhielt als Anerkennung für ſeine kühne Tat als erſter auf dem italieniſchen Kriegſhauplaß die Goldene Tapferkeitsmedaille.

Erſtürmung der Höhen von Ban-de-Sapt in den Bogeſen. 5 i (Hierzu das nebenſtehende Bid.) = Nach erbitterten Kämpfen war es unſeren tapferen Truppen Mitte September 1914 gelungen, die Franzoſen aus ihren befeſtigten Gebirgſtellungen auf den Höhen der Vogeſen zu werſen und über die deutſhe Grenze zurü>zudrängen. Senones, Menil und Chaïtas wurden von den Deutſchen beſeßt und zu Stüß= punkten der neuen Front gemacht, die ſih von Markir<h in. faſt gerader Linie na< Nordweſten über Lunéville zum Prieſterwald bei Pont-à-Mouſſon und Norroy exrſtre>te. IE „deſſen hatten ſih die Franzoſen im Tale dex Meurthe wieder geſammelt, und unterſtüßt dur< bedeutende Verſtärkungen aus Epinal und Belfort vermochten ſie einem weiteren Vordringen unſerer Truppen in Lothringen Halt zu gebieten. So- lag man ſih denn hier monatelang im Stellungskampf gegenüber, und beide Parteien waren unabläſſig beſtrebt, ihre Stellungen auszubauen und gegen etwaige Überrumpelungsverſuhe dur Anlage von Mi= nen, Gräben und Verhauen zu <hüßen. Beſonderen Wert legten die Franzoſen auf die BE hauptung der Höhen von Ban-de-Sapt, die das von hier aus langſam nah dem Tal der Meurthe abfallende berge- und hügelreihe Gelände um die Grenzſtadt St. Dié beherrſhen und die die Franzoſen allmählih in eine regelrehte Feſtung verwandelt hatten. Von dort aus hielten ſie das ganze Gelände bis weit hinter unſere Front dauernd unter Jnfanterie- und Maſchinengewehrfeuer, ſo. daß die deutſchen Truppen die vorderſten Gräben nur im Dunkel der Naht und dur gede>te Laufgräben erreichen konnten. Vielfah lagen die Schüßengräben faum 20 Meter und noh weniger einander gegen=über, nur getrennt dur ungewöhnlih ſtarke Drahthinderniſſe, oft bis zu 1/2 Meter Höhe, die die Bollwerke der Franzoſen umgaben. | So verging der Winter, und das Frühjahr fam; langſam, aber zähe und unermüdli<h arbeiteten ſih die Bayern mit Schanzzeug und Gewehr an dem Berghang hinauf, und ein Grabenſtü> na<h dem anderen gelangte nah tapferer Gegenwehr in ihren feſten Beſiß. Am 22. Juni endlih, Punkt drei Uhr nachmittags, wurde die Höhe von Ban-de-Sapt und das dahinter liegende Dorf Fontanelle,

in dem man die franzöſiſhen Reſerven vermutete, unter ein

wohlgezieltes Feuer genommen. Grollend hallte der Donner der Feldgeſhüße und Mörſer dur die Bergſchluchten, und ein ſhauerli< {öner Anbli>

ſhlagenden Geſchoſſe braune Erdwolken, untermiſht mit Balken und Brettern, dur die Luſt; ganze Berg in Rauh und Staub gehüllt, und man vermochte fein lebendes Weſen mehr zu erkennen.“ Den Franzoſen fam der Angriff derart überraſchend, daß ihre Artillerie über

Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15. Stein den Abhang herab,

Í bot ſi< dem Beobachter. „Bald ſah man eine ſ{<warze Rauchſäule hausho< emporſteigen,“ heißt es in einem Bericht, „bald wirbelten die ein- |

zeitweiſe war der

eine halbe Stunde brauchte, bis ſie das Feuer erwiderte.

Dieſe Verwirrung des Gegners benußten unſere Truppen,

und unaufhaltſam ſtürmten die tapferen bayeriſhen Re= ſervetruppen, unterſtüßt Dur preußiſhe Infanterie und Jäger, vor, während ihnen Pioniere und einzelne auf nächſte Entfernung herangezogene Geſchüße den Weg bahnten. Als

ſi die Franzoſen von ihrer Beſtürzung erholt hatten, leiſteten ſie zähen Widerſtand. Aber vergebens ſuchten ſie mit Handgranaten und Maſchinengewehren die deutſhen Sturm-

tolonnen und Schwarmlinien zum Stehen zu bringen. Andert-

halb Stunden dauerte der erbitterte Nahkampf, aber um aht Uhx abends war bereits die beherrſhende Höhe von Ban-de=Sapt feſt in deutſhen Händen. Allein der Feind gab die

unter ſ{<weren Opfern monatelang gehaltene Stellung niht ſo leichten Kaufes preis: während dex folgenden Naht nahm

er die verlorenen Gräben untex lebhaftes Artilleriefeuer, das

_ſih gegen Morgen zu größter Heftigkeit ſteigerte. Mit ſtarken

Kräften unternahmen dann die Franzoſen einen Gegenangriff, mit dem man auf deutſcher Seite ſchon gere<net hatte. Als daher na< zehn Uhr dihte Shüßenſhwärme

aus dem Dorf Fontanelle und dem Wald weſtli< von -

der Höhe gegen unſere Stellungen vorzubrehen ſuchten,

wurden ſie bereits im Anlauf derart mit Artilleriefeuer

überſchüttet, daß der Angriff blutig zuſammenbrach. 278 Ge-

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Erſtürmuntu von Ban =d!s : Bos

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