Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

apt in Den

fangene, 2 Revolverkanonen, 5 Maſchinengewehre, 7 Minenwexrfer und eine große Menge Munition und Kriegsmaterial aller Art, das die Franzoſen in ihren Stellungen aufgehäuft hatten, waren die Beute des Tages. :

Eindrücke an der weſtlichen Front. Von Major a. D. Ernſt Moraht. : Berlin, im Auguſt 1915. Hat man jahrzehntelang den franzöſiſ<hen Kriegſhauplaß der Jahre 1870 und 1871 ſtudiert, ſo fühlt man ſi<

auf Frankreihs Boden, wenn man die öſtlihen Departements betritt, niht fremd. Mir ſchien es, als ih im Juni ? die weſtlihe Front beſuchte, als habe ſi in der Bebauung des Landes, in der Anlage der Verkehrswege, in der: Forſtund Feldwirtſchaft in den letzten 44 Jahren - wenig ge-

ändert. Die ſogenannte Militärgeographié der früheren Kriegsjahre war für die Beurteilung mancher Dinge no< immer maßgebend, und Frankreich ſcheint auch hier în einen gewiſſen Stillſtand verfallen zu ſein. Mit Ausnahme der gut=

gepflegten Kraftwagenſtraßen, die übrigens durhaus niht

zahlreih ſind, iſt das Wegeneß für den gewaltigen Verkehr im Etappengebiet niht ausreihend geweſen. Deutſcher-

ſeits mußte innerhdlb der Etappeninſpektionen erheblihe Arbeit geleiſtet werden, um den Straßenbau zu verbeſſern,

SS Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

139 denn der Unterbau der Wege ſtellte ſih für den -Laſtauto-

verkehr als zu ſ<wah heraus. Jett durchzieht das ganze

Hinterland des Krieges ein Wegeneß, das die -Zufuhr an Die Front und ebenſo die Rücbeförderung aller die Front beläſtigenden Dinge geſtattet. | __ Ebenſo wie im Wegebau haben die Eiſenbahntruppen. im Bahnbau Tüchtiges geleiſtet. Verbindungsſtre>en ſind geſchaffen, die vorhandenen Bahnkörper erweitert, Bahnhöfe mit Rampenbau und Unterkunftsgelegenheiten den Bedürſniſſen des rieſigen Truppenverkehrs angepaßt worden. Bis wenige Kilometer hinter die Front führen die neuen Scienenſtränge, und wo die Voll- und Schmalſpurbahnen die Felder niht durhqueren konnten, tun Feldbahnen mit Dampf- und Pſerdebétrieb das Jhrige. Ein Hauptverdienſt dabei gebührt dem Chef des deutſhen Feldeiſenbahnweſens Generalmajor _ Gröner, der im Frieden Chef der Eiſenbahnabteilung im Großen Generalſtabe war (ſiehe au< Artikel Seite 396 und Bild Seite 386 des E Bandes) e ; - Da, wo der Krièg dur<h die Fluren tobte, waren ſeine Spuren nur no< an den Ort[haften zu erkennen, die Brennpunkte deï Kämpfe geweſen waren. Jm Vergleich zu den Schilderungen, die wir aus dem Kriege 1870,71 beſißen, waren Dörfer und Städte ſtärker in Mitleidenſchaft gezogen. Der Grund liegt in der Kampſweiſe der Franzoſen, die . mit Vorliebe ihre Artillerie inmitten der Gebäude aufſtellten, um ſie der Fliegerbeobahtung zu entziehen und daher das Feuer der deulſhen Ge=ſhüße auf die Ortſchaften lenkten. Aber überall, wo weder franzöſiſche Artillerie geſtanden no< FranktireureihrUnweſen getrieben hatten, waren die Gebäude unverſehrt geblieben, und die Gärten vor den Häuſern grünten wie im tiefſten Frie-" den. Hier wurde der Gegenſaß re<ht erkennbar zwiſchen dem ruſſiſhen Einmarſh in Galizien und dem deutſhen in Frankreih und Belgien. Kein Slowene hatte daran gedacht, den eindringenden Koſaken mit der Waffe in der Hand gegenüberzutreten, und doh blieb beim Abmarſh der Eindringlinge keine Hütte von der Zerſtörung verſchont. e Erreihtman vondem Etappengebiet die kämpfende Front, ſo erkennt man die verſchiedenen Unterkunſftsarten der deutſ<hen Truppen. Die hinterſte Linie, die im Reſerveverhältnis ruht, ausgebildet wird und ſi<h in Bewaffnung und Ausrüſtung ergänzt, iſt zumeiſt in Lagern untergebraht, die ſi<h den von Straßen und Bahnlinien dur<zogenen Waldzonen angepaßt haben. Dieſe Truppenlager ähneln ſehr den Unterkünften auf den Truppenübungspläßen im Frieden, hur befinden ſi<h die Wohnräume der Mannſchaſt zumeiſt unter der Erde. Das iſt ‘exforderlih wegen der Tätigkeit der feindlihen Flieger. Die Lagergaſſen ſind dorfähnlih aus_ gebaut, und überall herrſht peinlihſte Sauberkeit, Ordnung und Geſundheitspflege. Ab und _zu ſind die Unterkünfte auh an verlaſſene oder zerſhoſſene Dörfer angelehnt. Weiter vorwärts na<h dem Feinde zu befinden ſih die Truppen in der ſogenannten Bereitſchaft. Die Unterkunſt iſt ähnli<h wie vorhin geſchildert, vielfah jedo< enger, und der Hauptwert wird auf gute Verkehrswege gegen den Feind gelegt. Die vorderſte Linie der Kämpſex befindet ſi<h in den Shüßengräben und den Unterſtänden dahinter. Hier ſind ſie in unmittelbarer Be-" rührung mit dem Feinde, und jede Stunde fönnen Kämpfe des Angriffs oder der Verteidigung entbrennen. Es iſt erſtaunlih, wie alle Schwierigkeiten der UnterÉunft und der Truppenverſorgung überwunden wurden. Bekannt iſt die Waſſerarmut der nördlihen Champagne. Das Verfahren der nächtlihen Waſſerzufuhr aus entfernteren Brunnen reiht während“ der heißen Jahreszeit niht ausÜberall hat man ſich dur< Tiefbohrungen und arteſiſche

- Brunnen geholfen, hat Quellen gefaßt, die na<!franzöſiſher

Art ohne Pflege ihres Waſſerlaufs ſi< in Sümpféwändelten,