Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

146 Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

demſelben Tage kam es au< nordöftlih von Lunéville bei Embermenil zu einem Gefeht. Der von den Franzoſen befeſtigte und beſeßte Ort wurde von den Deutſchen überfallen und im Lauf der Kämpfe genommen. Nach Zerſtörung aller franzöſiſhen Verteidigungsanlagen gingen ſie unter Mitnahme von etwa 50 franzöſiſhen Jägern in ihre alten Stellungen zurü>. Am nächſten Tage wurde beſonders Münſter von den Franzoſen heftig beſchoſſen. Tags darauf ſahen die Deutſchen ſih zur Vermeidung unnüßer Verluſte genötigt, den Ort Megzeral in den Vogeſen, der von der franzöſiſhen Artillerie in Trümmer geſchoſſen war, planmäßig zu räumen. Jm Fechttale aber ſ<hlugen ſie am gleihen Tag franzöſiſhe Angriffe blutig zurü>.

Der 22. Juni brachte den deutſhen Vogeſentruppen die ſhon ſeit Monaten heiß umſtrittene Höhe 6831 bei Ban-de-

Sapt, worüber wir auf Seite 138 einen beſonderen ans- -

ſhaulihen Bericht gaben. : .

Bei Lunéville griffen die Franzoſen -an den nähſten Tagen des öfteren die deutſhen Vorpoſten an, aber ohne Erfolg. Am 27. Juni wurde den deutſ<hen Vogeſentruppen wieder ein ſ{<höner Erfolg zuteil. Sie überfielen die franzöſiſhe Beſaßung einer Kuppe hart öſtli<h von Megeral und brachten dabei 50 Gefangene und ein Maſchinengewehr in ihre Hand. Tags darauf ſezten die Franzoſen ihre Angriffe öſtlih von Lunéville fort. Drei von mehreren feindTihen Bataillonen ausgeführte Angriffe gegen die Stellungen am Walde Les Remabois und weſtlih von LeintreyGondrexon gelangten bis an die deutſ<hen Hinderniſſe, die Franzoſen mußten aber ſ<hließli< in ihre Stellungen zurüdfliehen.

Anfang Juli entwi>elten ſih am Hilſenfirſt in den Vogeſen neue Kämpfe, und ſhon der 1. Juli brachte -den Deutſchen einen ſ<hönen Erfolg. Sie nahmen zwei Werke und brachten dabei an Gefangenen 83 Offiziere und 149 Mann ein. Leider waren ſie gezwungen, ſhon am nächſten Tage die Werke dem Feinde wieder zu überlaſſen. Am 83. Juli tonnten die deutſhen Truppen in Franzöſiſ<-Lothringen weiter vordringen und eroberten hier nordweſtlih Regnieville die franzöſiſhen Stellungen in 600 Meter Breite. Sie entriſſen ferner nördlih von Fey-en-Haye dem Feinde ein Waldſtü. .

Ban-de-Sapt war am 9. Juli das Ziel erneuter feindlicher Angriffe. Die völlig verſhütteten Gräben auf der Kuppe der Höhe 631 wurden von den Deutſchen geräumt. Zwei Tage ſpäter nahmen ſie aber dem Gegner hier {hon wieder ein Waldſtük weg. Am 10. Juli verſuchte der Feind einen Angriff öſtlih und ſüdöſtlih von Sondernach, nordweſtli<h von Münſter, wurde aber bald zurücgeſ<hlagen. Tags darauf überfielen die Deutſchen bei Ammerzweiler nordweſtlih von Altkir<h eine ſeindlihe Abteilung in ihrem Graben. Die franzöſiſhe Stellung wurde in einer Breite von 100 Metern eingeebnet. Danach gingen die Deutſchen planmäßig unter Mitnahme einiger Gefangener vom Feinde unbeläſtigt in ihre Linie zurü>. Jn Lothringen verſuhte der Gegner am 17. Juli bei Embermenil vorzuſtoßen, wurde aber hier wie auh in der Gégend von Ban-de-Sapt zurü>geſhlagen.

Die Kämpfe bei Münſter nahmen am 20. Juli an Heſtig-.

feit zu, und die Franzoſen richteten ihre Angriffe mehrfach gegen die Stellung zwiſchen Lingekopf und Barrenkopf nördlih von Münſter und Mühlbach. An einzelnen Punkten drang der Feind in die deutſhen Stellungen ein und mußte in erbittertem Nahkampf hinausgeworfen werden. Tag und Nacht lagen die angegriffene deutſhe Front und die anſ<ließenden Stellungen bis Didolshauſen und bis zum Hilſenfirſt unter heftigem feindlihen Feuer. Etwa 120 Mann und 4 Offiziere fielen den Deutſchen gefangen in die Hand. Auch in den nächſten Tagen dauerten dieſe Kämpfe noh an, und Bei einem feindlihen Angriff gegen die Linie Lingekopf—Barrenkopf nördlih von Münſter wurden nah heftigen Nahkämpfen vor und in den Stellungen der Bayern und Me>lenburgex, aus denen die Franzoſen zurü>geſ<hlagen wurden, 2 Offiziere und 64 Alpenjäger gefangen genommen. Bei Megeral eroberten die Deutſchen in dieſen Tagen eine vorgeſhobene Stellung, die ſie aber, um Verluſte zu vermeiden, planmäßig wieder räumten. Am 283. Juli ließen hier die Kämpfe an Hartnäigkeit nah. Die Franzoſen hatten bis zu dieſem Tage ungeheure Verluſte gehabt. Vor der deulſchen Front lagen etwa 2600 gefallene Feinde. Am 26. Juli nahmen die Kämpfe erneut an Heftigkeit zu,

und auf dem Lingekopf ſeßte ſih der Gegner an dieſem Tage in den Beſiß der vorderſten Gräben. Schon tags darauf waren dieſe bis auf ein fleines Stü> wieder in deutſhem Beſitz. Am 30. Juli kamen die Kämpfe in der Linie Lingetopf—Barrenkopf zum Stillſtand. Die Franzoſen hielten nux no< einen Teil des Gewonnenen am Lingekopf beſeßt, während S<hraßmännle und Barrenkopf na<h vorübergehendem Verluſt wieder in deutſher Hand waren.

Der Luftkrieg im Weſten wu<hs in den Monaten Juni und Juli wieder zu beſonderer“ Lebhaftigkeit an. Deutſche Flieger beſuchten die Städte Nancy, Dombasle, Remiremont, Gerardmer, Saint-Hilaire, Dünkirhen, Lunéville und Saint-Dié, wobei Bahnanlagen, Flugplätze, Truppenlager, Kaſernen und. ſo weiter zerſtört wurden; bei Luftkämpfen mit franzöſiſhen und engliſhen Flugzeugen

behielten die Deutſchen die Oberhand. Zahlreihe franzö-

ſiſhe Flieger wurden au< dur< die deutſhen Abwehr=tanonen herabgeſchoſſen und hierbei die Jnſaſſen gefangen

genommen. Auch über deutſchen Städten tauhten einige-

mal feindlihe Flieger auf, aber nirgends rihteten ſie irgendwelchen größeren Schaden an. Am 27. Juni erſchien

ein franzöſiſhes Flugzeug über Friedrihshafen, wo es mit

geringem Erfolg drei Bomben abwarf. Der Flieger wurde dur< deutſhe Abwehrgeſhüße vertrieben und mußte auf Schweizer Boden landen, wo er feſtgenommen wurde. Am 21. Juli wurde Colmax von feindlihen Fliegern heimgeſu<t. Zehn Bomben fielen auf die Häuſer und Straßen der Stadt. Ein Ziviliſt wurde getötet, ein anderer ver=z legt. Am 30. Juli früh ſe<s Uhr kreuzten drei feindlihe

Flieger wieder einmal über Freiburg. Sie warfen hier

ſieben Bomben ab, durch die eine Zivilperſon getötet und ſehs zum Teil ſ<wer verwundet wurden. Der militäriſche und ſonſtige Sachſchaden war niht erhebli<. -

Jn dem Zeitabſchnitt Juni—Juli 1915 blieb es im Weſten na< wie vor bei der Tatſache: Die Deutſchen hielten un-

entwegt. ſtand, wo ſie angegriffen wurden. Jeder Verſuh |

des Einbruchs in die deutſche Stellung koſtete den Franzoſen und Engländern nußlos aufgeopferte Menſchen und für nichts verpuſftes Material. Die Deutſchen dagegen drangen überall da, wo ſie entſpreehende Kräſte einſeßten, un=widerſtehli<h in die Stellungen ihrer Feinde vor und exoberten einen wi<htigen Stüßpunkt nah dem anderen.

E >= SI

Der Sieg im Heiligen Kriege, der ſi<h auf zahlreihen Kriegſhaupläßen abſpielt, wird nux auf dem räumlih eng-

" begrenzten, aber überragend wihtigen Kampfplaß an den

Dardanellen von der einen oder der anderen Seite erkämpft werden können. Die Siege der deutſhen und öſterreihiſ{hungariſchen Heere über die Ruſſen haben weſentli<h mit-

gewirlt, von den heldenmütigen türktiſ<hen Vaterlandsver=

teidigern die große Gefahr eines Überfalls ihrer Stellung

im Rüc>en vom Balkan her abzuwenden. Deshalb haben

aber die Anſtürme ihrer Gegner auch ſeit Mai keineswegs an Heftigkeit nahgelaſſen. Mit dem Jngrimm der Verzweiflung ſu<hten Engländer und Franzoſen auf dem Schau=-

plaß an den Dardanellen endli< eine Entſheidung herbei= zuführen, die ihnen das Anſehen der Balkanvölker zu=-

rü>gewinnen ſollte, das vor den Dardanellen unter opferreihem, ergebnisarmem Ringen zu Grabe getragen war.

Zwar machte die Angriffsluſt der deutſhen Unterſeeboote

im Marmarameer die gewaltige Unterſtühung der Land=vorſtöße dur< die ſ<hweren Sciffsgeſhühe zu einer ernſten ſtändigen Gefahr für die wertvollen ſ{wimmenden Feſtungen, aber denno< holten die Angreifer nah ihrem

\<hweren Mißerfolg im Mai ſ<on Anfang Juni in einem -

mehrwöchigen, ununterbrohenen Anſturm gegen die Dardanellen zu einem heftigeren Schlage als jemals zuvor aus.

Am 4. Juni nahmittags begann der neue Angriff mit

einer ſ<hweren Kanonade. Das Angriffgeſhwader, das

viele tauſend Granaten verfeuerte, mußte allerdings wegen

der unheimlihen Unterſeebootgéfahr in dauernd ſchneller Fahrt gehalten werden. Der Landangriff traf zuerſt den tür-

fiſchen linken Flügel. Er wurde niht nur abgeſchlagen, ſon-

dern ein feder Gegenſtoß brahté den Türken auh fünf Maſhinengewehre. Die verbündeten Feinde ließen aber niht nah. Schon in der nächſten Nacht ſetzten ſie einen neuen Angriff an, der bis in den Mittag hineindauerte. Bei DEV Beendigung des Geſehts hatten Engländer und Franzoſen allein dreitauſend Tote, und die Türken konnten ſi

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