Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

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Illuſtrierte Geſhihte des Weltfrieges 1914/15.

2 — -L0!, il, Grobs, oerl, Das engliſche Unterſeeboot H 20 im Bau in einem amerifaniſcen DoŒ in Boſton.

und hielt Werbereden für Kitheners Armee. Der Erfolg befriedigte den Lord keineswegs; die Abenteurer, die England Hhinauszuſenden hatte, waren wohl ſhon längſt in Flandern gefallen; die Kriegsbegeiſterten Hatten ſhon längſt an der Front eine Dämpſung aller Gelüſte erfahren, ein großer Teil der Blüte des engliſhen Adels war gefallen. England hatte ſeine zu- —

verläſſigſten Offiziere in

zu Élagen und regte den fühnen Gedanken an, daß alle unverheirateten jungen Männer dur< Geſeß zum Heeresdienſt gezwungen werden ſollten. Bei Auftauchen dieſer Forderung {woll die Zahl der Eheſchließzungen ſofort ganz bedeutend an und ließ ſo flar erkennen, wie [<wex es werden würde, den Plan in die Tat umzuſeßen.

Mit beſonderem Nachdru> rihtete man von England aus au< ſeine Augen auf Jrland, um dort Truppen für die Front zu gewinnen. Allein die Jren erklärten immer

wieder, daß dieſer Krieg ganz allein ein Krieg Englands ſei;

nachdem man Jrland mit Gewalt Jahrhunderte hindur< niedergehalten habe, fönne man niht erwarten, daß die Jren für die Sache Englands ins Feuer gingen, um herna< um ſo erbärmliher behandelt zu werden. Der bedeutendſte engliſhe Dichter der Gegenwart, der Jre Bernard Shaw, verfaßte ſogar ein Stü>, in dem er ſcharf gegen das eng=liſhe Refrutierungſyſtem Stellung nahm. Das Schauſpiel ſollte in Dublin, der Hauptſtadt ſeines Vaterlandes, auf= geführt werden. Es fam aber ni<ht.dazu, der Zenſor verbot das Werk, um dem gefürhteten Satiriker den Mund zu ver= ſ<ließen. Wohin man auh bli>te, ſah die Lage für England feineswegs roſig aus. Der ehemalige Advokat, der Miniſterpräſident Asquith, freili< wußte denno< im engliſhen Parlament eine Rede zu halten, in der er ein immer no< günſtiges Bild der Lage entwarf, das zum Glü> für Deutſhland und ſeine Verbündeten aber auh gar niht den Tat= ſachen entſpra<h. Seine Rede endigte mit dem Anſporn an

das ganze engliſ<he Volk, alle Kraft daranzuſegen, um doh

no< den Sieg davonzutragen. :

_ Nachdem die Engländer alle ihre Bemühungen, einen Fortſchritt an ihrer Oſtfront in Frankreih zu erzielen, geſheitert ſahen, verſu<hten ſie auh auf dem Meere angriffsweiſe vorzugehen. Jn der Oſtſee erſchienen engliſhe Unter= ſeeboote und ſtörten den lebhaften Handelsverkehr zwiſchen Deutſhland und Shweden. Am 11. Oktober fiel ihnen das erſte deutſ<he Schiff, ein Kohlendampfer, im Kalmar= ſund zum Opfer. Der Kalmarſund iſt der langgeſtre>te Meeresteil zwiſchen der Jnſel Öland 1nd dem [<hwediſhen Feſtlande mit dem Haupthafen Kalmar. Auch einige andere Kohlen- und Erzdampfer liefen den Engländern vor die Torpedorohre und wurden verſenkt. Aber denno<h fügten die deutſhen Untexſeeboote den Engländern in ihren eigenen Gewäſſern tägli ein Mehrfaches von dem Schaden zu, den die Engländer in der Oſtſee anrihteten. Dieſe erzielten überhaupt nur einen beſonderen Slag. Es gelang ihnen die Torpedierung des deutſ<hen Panzerkreuzers „Prinz Adal-

den zahlreihen Angriffs= unternehmen eingebüßt. Das alles konnte weder die engliſhe Preſſe no< der engliſhe Zenſor ganz verheimlichen. Die ſe<zehn Schillinge täglicher Sold verlo>ten immer weniger Leute, ihr Leben zu wagen. Ali die kleinen Zugmittel, die angewandt wurden, um den Refru= tenzuſtrom immer wieder zu reizen, verfehlten ſ<ließlih auh niht, nah der Seite der Vorſicht ihre Wirkung zu üben. Allmählich ſagten ſich die jungen Männer: Wenn dieſe umfangreihe Werbearbeit nötig iſt, die nun ſhon ein Dußend Monate mit gleiher Kraft andauert, wenn der Krieg das Leben und die Geſundheit ſo vieler Tauſende gekoſtet hat, weshalb ſollen ausgere<net au< wir no< Kanonenfutter werden. Lord

Derby hatte alſo über Mangel an Ergebniſſen

Phot. Berl. JZlluſtrat.-Geſ. m, b, H,

Panzerkreuzer „Prinz Adalbert“, der am 23. Oktober 1915 durch zwei Schüſſe eines engliſchen Unterſeebootes i: i Hafen von Libau zum Sinken gebracht wurde.