Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

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Alluſtrierte Geſichte des Weltkrieges 1914/15.

vox den Wagen geſpannt und die Stellung gewechſelt. Im Laufſchritt mußte der Ballontrupp den Ballon an den Halteleinen befördern. Im Zi>za> ging es bald re<ts, bald Únfs weiter. Krahend ſ<hlugen no< immer die Granaten in der Nähe des Ballons ein, und. die gelben Staubwölkhene wirbelten in die Luft. Aber muſtergültig war die Ruhe und Ordnung, in der unſere Mannſchaft das gefährdete Gebiet verließ. Noh war der Tod uns auf den Ferſen, als ſhon verz nehmlih die Töne der Kapelle zu uns herüberklangen, die das ergreifende: „Wir treten zum Beten vor Gott den Gerehten“ angeſtimmt hatte. Es war, als ob das fromme Lied dem feindlihen Feuer Einhalt geboten hätte, denn plößlih verſtummten die feindlihen Geſhüße, und manch einer mag in dieſem Augen= bli> wohl au< ein Dankgebet zum Himmel emporgeſandt haben. Faſt erſ<heint es uns als ein Wunder, daß wir an dieſen beiden Tagen troß des \<hweren feindlihen Feuers, in das wir geraten waren, ſo ohne Verluſte, abgeſehen von den beiden Leihtverwundeten, davongekommen ſind. Am Nachmittag wurden dann die Beobahtungen von unſerem an anderem Plaße wieder in Stellung gebra<hten Ballon aus fortgeſetzt, und es gelang mit Hilfe glüdliher Beobahz tungen, einige feindlihe Batterien ſchnell zum Schweigen zu bringen. Als Anerkennung für die guten Leiſtungen unſeres Kommandos wurden demſelz-

völferung teilen und die Shre>enstage einer Beſchießung als Zuſchauer und Mitleidende erlében müſſen? — Bei niht weniger als 2000 Leuten war die Angſt, ähnlihe Stunden erleben zu müſſen, größer als die Heimatliebe. Sie verließen mit den nötigſten — ſehr oft au< infolge der Aufregung mit den unnötigſten — Sachen Dünkirchen und kamen in Calais an, wo ſie ſi< geborgener glaubten. Ihre Befürchtungen ſollten in Erfüllung gehen. Mehr=mals mußte Dünkirhen no< die mächtige, eindru>svolle Sprache unſerer Rieſengeſhüße vernehmen. Beſonders heftig am 23. Juni 1915. Auch Flieger tauchten des öfteren wieder auf und ließen ſi<h troy allex Abwehrmaßregeln mit Ballonabwehrkanonen und Flugzeugen niht ſo leiht verjagen. Teils warfen ſie Bomben, teils zogen ſie ihre Kreiſe ho< oben, anſcheinend als müßige Zuſchauer des Dramas. Jn Wirklichkeit jedo< waren ſie die eigent=lichen Leiter des Artilleriefeuers. Jhren drahtloſen oder optiſhen Meldungen und Zeichen war es zu verdanken, daß die Geſchoſſe ihre Ziele fanden und ſi< immer mehr gegen wihtige Punkte heranſchoſſen, bis ſie rihtig im Ziel lagen. Auch dieſes Schießverfahren iſt eine der vielen Neue=rungen, die uns der heutige Weltkrieg gebra<ht Hat. Die franzöſiſhen Flugzeuge waren während der Be__ ſhießung niht untätig. Sie

ben zwei Eiſerne Kreuze per=fönlih von dem fommandieren=den General verliehen. Was un=ſere Artillerie und die Luſtſchiſfer hier vorbereiteten, das voll=endete in glorreihem Sturm unſere tapfere Jnfanterie. Die Ruſſen wurden unter ſ<weren Verluſten aus ihren wohlvorbereiteten Stellungen hinausgeworfen und in die Flucht geſhlagen. Jm Siegeszuge folgten

o o o o 50 Go ro eo 30 100m.

wurden zur Aufklärung aus= geſhi> na< den neuen deuthen Geſchüßſtellungen. Es iſt bezeihnend, daß die zuſtändige Kommandobehörde ſie niht in exſter Linie gegen die deutſ<hen Landſtellungen vorſandte, ſon=dern ſie nebſt einigen engliſ<hen Waſſerflugzeugen die Nordſee= füſte abſuchen ließ. Man konnte, | man wollte niht glauben, daß die Deutſchen derartige Ge=\hüße beſäßen. Man hoffte,

Maſsſtab:.

wir dem Feinde. — |D E | Y : | : —_ E Dünkitchen= e eS ein E ſei 4 i ‘chf SS : pern) * Kortrijk der Küſte -entlanggefahren un E Beſchießung => 4 28 R N i: habe mit ſeinen gewöhnlichen Dünfkirchens. D = oulogne Zu Sciffsgeſhüßen auf eine niht (Hierzu A age Uns E neben=- = NEN E E e E E ehende Kartenſfizze. Prune cien \ e ſho en. S War DY ter, te Der Überraſhung dur< = % . | i Pille zu ſ<lu>en! Wohl Tag 42-cm-Mörſer bei Beginn des : y ein fleines deutſ<hes Geſ<hwaKrieges und der Überraſhung LE : der von zehn kleinen Ghiſfen mit der nie geahnten Leiſtungs- A vor Oſtende. Do waren das au-

a Frz.-belg.Grenze -

fähigkeit unſerer Unterſeeboote mehrere Monate ſpäter iſt eine abermalige für unſere Gegner re<ht unangenehme Über= raſhung auf dem Fuße gefolgt.

EEE Schussentfernung (35 Km.)

_ Kampffront.

deutschen Schiffe während der 1. Beschieſsung.- : Raum innerhalb dessen dig deutschenGeschütze aufgestellt waren. e Kürzeste Verbindung Frankreich -England (30 Km.)

_ Platz der 10

genſcheinli<h niht die Shüßen.

_ Als an dex ungefähren S<hußweite von faſt 35 Kilometer der neuen deutſhen Geſhüße fein Zweifel mehr wax, mögen die

Es handelt ſi< um außerordentlih weittragende \<were Geſhüße, wie ſie bisher fein anderer Staat hervorzubringen vermohte. — Der denkwürdige Tag, an dem die neue Konſtruktion zum erſten Male ihre Wirkung zeigte, war der 30. April 1915. Ein gewaltiges Artilleriefeuer begann Donnerstag vormittag um elf Uhr auf die franzöſiſche Feſtung Dünkirchen. Es währte bis drei Uhr na<hmittags unausgeſeßt und verſtummte plöglih wieder. Jn dieſer ‘Zeit waren niht weniger als 60 Granaten vom Kaliber 30,5 Zentimeter — nah anderen Meldungen 88 Zentimeter — auf die Stadt niedergeſauſt.

Die moraliſhe Wirkung war ungeheuer. Man denke ſih eine Feſtung faſt 35 Kilometer hinter der Front, in der das ruhige Alltagsleben ſeinen Gang geht und kein Bewohner an irgend eine Beſchießung glaubt. Plöglich erſheinen Flieger des Feindes am blauen Himmel, und während man ſie no< betrahtet — denn dieſe Untugend kann man anſcheinend weder Franzoſen no< Deutſchen ganz abgewöhnen nehmen heulend die rieſigen Zuckerhüte ihren Weg. Ein“ nie gehörtes Krachen, Ziſchen und Donnern läßt die Bewohner in ihrer Angſt in die Keller flühten. Nicht ohne daß einige von den dunklen Erdfontänen verſhlungen oder zerfeßt werden. Brände brehen aus. Diter Qualm und Brandgeruh exfüllt die Straßen. Dazu die beklemmende Ungewißheit: was iſt eigentlih los? Jt unſere Linie durh=brochen worden? Stehen die Deutſchen {hon vor Dünfirhen? Werden wir das Schidfſal der Antwerpener Be-

LZ

Karte zux Beſchießung Dünkirchens.

Engländer niht beſonders erfreut geweſen ſein, denn die engſte Stelle des Kanals beträgt — wie man aus nebenſtehen= der Skizze erſehen kann — niht viel mehr als 30 Kilometer.

Abgeſchlagener italieniſcher Angriff auf die öſterreichiſch - ungariſchen Stellungen bei Plava im Jſonzotal.

(Hierzu Karte und Bild Seite 72 und 78.)

Nicht mehr Erfolg als ihr mißlungener Vorſtoß auf Trient, der im Feuer der Tiroler Schüßen auf dem Plateau von Folgaria-Lavarone guſammenbrah (vgl. Bd. IT Seite 471), brahte den Jtalienern der Verſuch, die öſter=reihiſh-ungariſ<hen Stellungen am reten Jſonzoufer zu erſtürmen, um den Einmarſch in das Küſtenland von Krain und Gradiska zu erzwingen. Mit Unterſtützung eines übermächtigen Artilleriefeuers gelang es dem Feind, am 10. Juni ïn der Nacht etwa ſe<s Kompanien auf das öſtliche Ufer zu bringen. Ihre Aufgabe beſtand darin, die k. u. kf. Stellungen an den Abhängen von Plava, die Görz im Rorden de>en, ZU nehmen. In ſtarre, zerllüftete Felswände eingeklemmt, 90 Meter tief, aber oft nur 2 Meter breit, in Waſſerfällen abwärts ſtürzend, beſhreibt der Jſonzo hier ein Fragezeihen, in deſſen ſüdlihem Bogen Plava, im nördlihen Tolimein liegt. Bei Tolmein zurü>geſchlagen, wandten ih die Italiener gegen Plava. Das ganze Kampſgebiet am