Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

hatten die Türken keine empfindlihere Niederlage exlitten, als bei Glavsfkidol. Reguläre, wie BaſchiBozuks flohen in Auflöſung na< Trebinje, mit

ihnen au<h Huſſein Paſcha, deſſen fehlerhafte -

Dispoſitionen den unglü>li<hen Ausgang des Gefechtes verſchuldet hatten.

Die Fnſurgenten - verfolgten die fliehenden Türken in der Nacht bis unter die Einwallung von Trebinje. Nach der Behauptung der JFuſurgentén ließen die Türken mehr als 200 Todte und mindeſtens eben ſo viel Verwundete auf dem Wahlplabe zurü>. Unter den Gefallenen befanden ſich außer mehreren türkiſhen Stabs- und OberOffizieren au<h viele türkiſhe Civil-Notabeln, welche die Expedition unter Huſſein Paſcha mitgemacht hatten. Die Jnſurgenten erbeuteten auf dem Kampfplatze viele Pferde, koſtbares Sattelzeug und Armaturen. Während der Verfolgung führten ſie aus allen türkiſchen Dörfern, welche ſie paſſirten, alles Vieh, das theils den Einwohnern gehörte, theils zur Verpflegung der türkiſhen Truppen beſtimmt war, fort und ließen es durch die Zubcianer na<h Glavsfa in Sicherheit bringen. Das Commando führte Pefo Pawlowitſ< und geſtanden die Fuſurgenten ſelbſt ein, in der Hite des Kampfes und während der Verfolgung manherlei Grauſamkeiten begangen zu haben. Als Entſchuldigung maten ſie, auf Befragen, geltend, daß ſih der beſte Menſch im aufregenden Kampfgewühl niht zurü>halten könne und daß es viel „gelehrtere“ (civilifirtere) Nationen niht um's Haar anders machten bei ſolhen Gelegenheiten.

Veber ihre eigenen Verluſte in dem Gefechte ſhwiegen die Fnſurgenten, wollten dagegen wiſſen, daß Huſſein Paſha ſelbſt ſ{<wer verwundet worden ſei, und die Türken- die Verproviantirung Trebinjes von Raguſa @us ganz eingeſtellt hätten.

Die Niederlage der Türken war nicht abzuleugnen. Schon vox vielen Tagen, als man im Hauptquartiere zu Moſtar zu dem Entſhhluſſe gelangt war, in den Operationen ein gewiſſes Syſtem eintreten zu laſſen, hatte Derwiſch Paſcha die Bildung von drei Angriffs-Colonnen angeordnet, wovon die erſte gewiſſermaßen unter ſeiner perſönlichen und Selim Paſchas Führung den Weg über Neveſinje na< Metokia einſchlagen ſollte, die zweite unter Führung Nedjib Paſchas jenen über Stolaß und Ljubinje nah Biljek und die dritte ſchließli< unter Huſſein Paſcha ſollte vorerſt Trebinje entſezen und ſodann die Verbindung mit der zweiten Colonne über Biljek ſuchen. Nah dem Entſaße der hartbedrängten Stadt Trebinje dur<h die Colonne Huſſein Paſchas und nah Säuberung der ſogenannten Schuma um Duze Monaſtir, fiel dem neuen Militär-Commandanten von Trebinje die Aufgabe zu, die weitere Ordre auszuführen und den

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Gebirg8weg nah Biljek von den niſchen Guerillas freizuhalten.

Es muß vorausgeſchi>t werden, daß der ſüdöſtliche Theil des Gradina-Gebirges im hohen Grade’ unprakticabel und dur< wilde Schluchten gegliedert iſt. Der gewöhnlihe Weg — und er bildet in dieſer Felswildniß wohl die einzige Communication — geht von Trebinje öſtli<h an JFazad vorüber und ſodann in beſhwerlichhen Serpentinen über den Gebirgsriegel von Gliwo. Nördlih des Paſſes lag das niedergebrannte Dorf Faſſen, wo bereits einmal blutige Kämpfe ſtattgefunden hatten, und in einem dahinter liegenden be>enartigen Thale der Weiler Budoci mit 10 bis 15 Häuſern. Die Höhen von Klicanje waren von Montenegrinern und Krivoſchianern ſtark beſeßt, und während man ſi<h bei Faſſen zu einem- Avantgarden-Gefechte anſchi>te, geſchah im Paſſe ſelb und auf den ſüdlicheren Gebirgs-Abdahungen der Ueberfall - auf die Haupt-Colonne.

Unter den türkiſhen Truppen riß ſofort eine Art Panique ein und die drei Bataillone befanden ſi<h bereits im vollen Rückzuge, als ein viertes Bataillon zur Verſtärkung nachrü>te. Es griff nicht mehr in's Gefecht ein und verließ den Schauplay bald nah ſeinem Erſcheinen. Die Erbitterung der Trebinjeaner Bevölkerung über dieſe unerwartete Schlappe nahm im Verlaufe desſelben Tages derartige Dimenſionen an, daß Ali Paſcha ſi<h genöthigt ſah, ſtrenge Maßregeln gegen den revolteſüchtigen muſelmänniſchen Plebs zu ergreifen. Spät Abends rü>ten die aufgelöſten Abtheilungen Huſſein Paſchas ein, etwas ſpäter kam ein Transport Verwundeter und zum Schluſſe ein kleiner Theil der geretteten Tragthiere. Man bezifferte die Beute, welche die Fnſurgenten bei dieſem Ueberfalle gemacht hatten, auf 250 Tragthiere, mit Mehl, Reis und anderen Proviantartikeln, die für die Garniſon von Biljek beſtimmt waren. Dieſer „Erfolg“, zumal in ſeiner Art als „gute Priſe“, rettete faſt die Actionskraft des ſüdlichen Fnſurgenten-Corps. Es herrſchte bereits entſeßlihe Noth in demſelben, ganze Schaaren überſchritten wieder die Grenze und eilten heim, um einem ſicheren Hungertode zu entgehen, - der ihrer in den öden Felswüſten und auf den Hochbergen harrte.

Mit den diplomatiſhen Unterhandlungen der Friedens +-Commiſſion in der Herzegowina ging es niht vorwärts; dieſelben beſtanden blos in einigen ablehnenden Erklärungen ſeitens der Junſurgentenführer. Die Fnſurgenten von Stola und Ljubinje überreihten blos die Erklärung: es ſei die Rückkehr unter die Türkenherrſchaft, unter den Bedingungen, welhe Sever Paſcha ohne jede Garantie anbiete, vollſtändig unmöglich. Sie ſeien geneigt, mit den Conſuln zu verhandeln, jedo< nur auf neutralem Boden. Nach Trebinje, wohin die Conſuln ſ<hriftlihe Ein-

montenegri-