Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

ladungen hatten ergehen laſſen, war kein einziger Juſurgentenführer gekommen. Vergebens warteten die Conſuln einen halben Tag lang auf Lj ub obratitſ<; dann traten ſie über Trebinje den Rückweg nah Stolaß an, um Sever Paſcha das Scheitern ihrer Miſſion anzuzeigen.

Einige, nicht unbedeutende Erfolge, welche die Juſurgenten errangen, hatten denſelben wieder Muth gemacht und mehr als je den Ent{luß in ihnen gefeſtigt, den Kampf über den Winter hinauszudehnen, bis Serbien und Montenegro im Stande wären, ſih einzumiſchen.

Ueber die bei Gaßko, Piva und Kljuc am 17. ſtattgefundenen heftigen Kämpfe verlautete, daß an dem erwähnten Tage die FnſurgentenAbtheilungen des Z imonitſ< und B aſitſhin vonSelim Paſcha, welcher über 3000 Mann verfügte, bei Piva angegriffen worden ſeien. Die Jnſurgenten waren niht viel mehr als 900 Mann und doh ſollten die Türken total zerſprengt worden ſein ; letzteres deshalb, weil von den 3000Türfen nur 1000 Mann zum Schlagen gekommen wären. Die Juſurgenten wollten die Türken ſe<s Stunden Weges verfolgt, denſelben einen Verluſt von 200 Todten hbeigehraht und 35 Gefangene abgenommen haben. Bei Kljuc war das Engagement ein ganz unbedeutendes ; war es doh auh nur auf éine Viehrazzia der Fnſurgenten abgeſehen.

Die Gefechte, welhe vom 18. bis 20. vorfielen, ſhlugen meiſtens zum Nachtheile der Türken aus; ſo überwältigten die Jnſurgenten unter Prior Michael Doſi tſ<h ſehshundert Türken und verjagten ſie na< Kolaſhin. Auch bei Berane mußten die Türken in die Feſtung fliehen.

Jun Conſtantinopel betrachtete man, wie es ſchien, die Jnſurrection no< immer als zu

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zwei Dritttheilen bezwungen und man ſendete von dort aus allerlei ſ{öne Märchen in die Welt, als deren gelungenſtes, ſeines intereſſanten Jnhaltes wegen, das folgende gelten mote :

Der Sultan, ſo hieß es, hat ſi<h ſhon vor geraumer Zeit angelegen ſein laſſen, daß ſein älteſter Sohn, Prinz Jzzedin, an welchem er mit ſ{hwärmeriſher Vaterliebe hängt, in ſämmtlihe Staatsgeſchäſte eingeführt werde. Prinz Jzzed in, ein, was Begabung und Wiſſensdurſt anbelangt, ſeinem Alter weit vorausgeeilter junger Mann, hat die ihm von ſeinem kaiſerlihen Vater geſtellte Aufgabe mit einem ſeltenen Eifer erfaßt. Er kümmert ſi< um Alles im Staate, möge es die innere oder äußere Politikbetreffen, möge es ſelbſt Perſonal - Angelegenheiten angehen ; kurz, er bereitet ſi< politiſch in einer Weiſe vor, nicht nux, als ob er wirkli mit dem Gedanken unzertrennlih verwachſen wäre, daß er ſeinen Vater auf dem Throne ablöſen werde, ſondern auch, als hätte ihn die Vorſehung auserforen, der W i ederherſteller ſeiner Nation und des TürkiſhenReiches zu werden.

Schon wiederholt hat er dur<h die Schärfe ſeines Urtheils, durch die Vornehmheit ſeiner Gefinnungen wie niht minder dur<h die Rücfſichtsloſigkeit ſeiner Kritik, die modern Geſinnten unter den hohen türkiſchen Functionären förmlich in freudige Verblüffung verſet. Dagegen gilt er bei den Männern, welche die Ueberbleibſel der durch Ueberlieferung fortgepflanzten türkiſchen Politik vorſtellen, als die Verkörperung aller dem Beſtande des Türkiſchen Reiches drohenden Gefahren. Die abgöttiſhe Zuneigung- ſeines Vaters ſchüt ihn vox den ſcheelen Bli>ken des ihn verkezernden Alt-Türkenthums. Er ſpielt ſhon heute eine große Rolle, er wird ſie mit zunehmendem Alter, wenn