Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

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daten vertrieben. Zwei Begs àus Dobalin, die in der ganzen Gegend ſehr unbeliebt geweſen, wollten ſi< bei Nacht flüchten, wurden aber von den Auſfſtändiſchen eingeholt und getödtet. Die Behörden von Banjaluka ließen die ganze diſponible Truppenmacht ausmarſchiren, an 400 Mann, außerdem wurde aus der türkiſhen Bevölkerung eine Art Landaufgebot organiſirt und mit Waffen und Munition aus den Vorräthen der Garniſon, die jedo<h niht groß geweſen, verſehen.

Jn der lezten Zeit gewann der Aufſtand bei Verbas nicht weiter an Verbreitung als bis Kohas an der Save. Der Ort iſt am Fuße eines Höhenzuges, Motaita, gelegen, der ſih in der Richtung gegen Siſſek hinzieht und etwa eine Stunde weit von Brod entfernt iſt. Auf dieſem Höhenzuge hatten ſi< 400 Aufſtändiſche feſtgeſebt, die alle ausnahmsweiſe wohl bewaffnet waren, nachdem ſie ſi<h vorher einige Tage mit verſchiedenen türkiſhen Trupps geſchlagen. Türkiſches Militär war in jener Gegend gar keines vorhanden ; weiter fehlte es den Türken an Kanonen, da im vorigen Jahre alle nah Widdin geſchafft wurden, wo ſie umgegoſſen werden ſollten. Die Türken, mit denen die Aufſtändiſchen zu kämpfen hatten, waren durhwegs einheimiſche, bosniſche Einwohner. Die Broder Türken zogen nicht in's Feld.

Am 19. und 20. Auguſt war der Verkehr zwiſchen beiden Ufern der Save völlig ungehindert. Jm Lande auf dem türkiſhen Save-Ufer war weit und. breit fein Türke zu ſchen. Es kamen denn auch in dieſen beiden Tagen wieder fortwährend ſtarke Transporte flüchtiger Weiber und Kinder und zahlreihe Viehheerden, zum Theile auh bereits aus weiter landeinwärts gelegenen Landſtrichen über den Fluß. Jndeſſen waren die Zuſtände nur im Umlreiſe der Verbas ſo unruhige. Weiter hinab gegen Türkiſch-Brod war die Autorität der Türken noh ungebrochen. Die Ortſhaft Kobas, zwei Wegſtunden ſtromaufwärts von Brod, war von einer ſtarken Militär-Abtheilung beſetzt, welche dur< häufige Streifungen die Umgebung auf mehrere Meilen im Umkreiſe in Schach hielt.

Eines dieſer türkiſhen Streifpiquets ſtieß am Save-Ufer auf einen Schwarm Auſfſtändiſcher, welhe aus dem Jnnern des Landes kamen, um über den Fluß zu ſezen. Die verfügbaren Kähne waren mit einem Theile der Leute eben vom jenſeitigen Ufer abgeſtoßen, als das Militär in

Sicht kam. Die Truppè gab ſofort Feuer auf die Kähne; alsbald wurde ſie einer Anzahl Weiber und Kinder gewahr, welche noh am Ufer geblieben waren, um auf einer zweiten Tour nachgeholt zu werden. Sofort drang dasMilitärmit Handſhar undBajonnet auf die Aermſten ein und machte ſie widerſtandslos nieder. Ueberhaupt war die Erbitterung der beiden Parteien gegen einander eine ungeheure; es gingen haarſträubende Erzählungen von beiderſeits verübten Grauſamkeiten von Mund zu Mund. Selbſt in dem günſtigen Falle, daß die Erzählungen ſolcher Gräuel nicht auf Wahrheit beruhten, war doh ſhon der Umſtand, daß ſie überhaupt erzählt und geglaubt wurden, carafkteriſtiſ<h für die beiderſeitige Stimmung der Streitenden.

Auf öſterreichiſ<em Gebiete begannen die behördlichen Organe ernſtli<h einzugreifen. Man war vor Allem darauf bedacht, die Flüchtlinge, deren Anzahl immer mehr anwuchs, vom SaveUfer zu entfernen und weiter landeinwärts zu dislociren; ſie wurden in die einzelnen Dörfer vertheilt und daſelbſt je eine Familie in einem Hauſe untergebraht. Fu Stiviza wurden an 600 Seelen ſtationirt. Die Maßnahme war deshalb nothwendig, weil die türkiſchen Streifpiquets wenn ſie Menſchen am jenſeitigen Ufer erbli>ten, durchaus kein Bedenken trugen, auf ſelbe zu ſchießen.

JFutereſſant war es, das türkiſhe Lager an der Verbas-Mündung zu beſichtigen. Die Truppe campirte am Saume eines Wäldchens. Die Pferde ſtanden an die Bäume gebunden, die Mannſchaft ſaß ſtundenlang um große Wachtfeuer, rauchend und vor ſi<h hinbrütend. Die Leute trugen, ähnlih den türkiſhen Landleuten der Gegend, weiße Turbans, braune Weſten von grobem Wollſtoffe und blaue Pluderhoſen ; ſie waren mit HinterladerGewehren, Piſtolen und Handſchar (türkiſcher Dolch, kurzer Degen) gut bewaffnet. Jun der Bewaffnung lag auch ihre ganze Ueberlegenheit, denn an Energie und Entſchloſſenheit wurden ſie von ihren Gegnern weit überboten.

Welchen Ausgang die Dinge ſ<hließli< auch nehmen mochten, dem Lande ſtand eine Zeit der bitterſten Noth bevor. Gärten und Saaten waren {hon jeßt zerſtampft und verdorben, alle Vorräthe verſchleppt oder vernichtet, die Häuſer niedergebrannt. Türken wie Chriſten waren glei<hmäßig an den Bettelſtab gebracht.