Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

Ein Gebet, wann man milt zu feinem Werke und Beruf fhreiten, Darein Gott einen Seden gefeßet hat.

45. Allmädhtiger, etwiger Gott und lieber Water, ein Schöpfer Himmels und der Erde! Du haft alle Dinge zu deinem Lobe, und den Menfhen zu deinem Ebenbilde gefhaffen und ihn zum Seren und Megierer beiner Werke gefeget und Alles unter feine Hände gethan,

Sch armer, elendiger, fündiger Menfch erinnere mich des fhweren Falls unferer erjten Eltern, dadurd) dein Slud)y über dies fes Werk und über die Erbe fam, und erinnere mid, wie un= fere erften Eltern find aus dem Paradies in Diefen Fluch gerathen, darinnen wir nun allefammt müffen in Mühe, Kummer und Noth fhwimmen und uns mühen und fränfen, daß mir unfer Leben friften und erhalten, bis wir endlid wieder in das Staubwelen eingehen, davon wir herkommen find, allda wie deiner mwahrhaftigen Zufage warten follen, daß du uns mwillft aus dem Staube der Erde in den Iesten Zagen wieder aufweden, und tieder in das fehöne Paradiesbildnig formiren. Soldyes erinnere ih mic jego, weil ich das Werk und den Beruf angreife, barein du mic) durch) die Natur verordnet haft, und bitte deine große Barmherzig: Eeit, welche du nad) folhem fhmeren Abfalle wieder in der Gnade Sefu Chrifti zu uns gewandt haft, fegne mid) doc in meinem Beruf und Stande und wende deinen Sluh und Zorn durch die Liebe Zefu Chrifli von mir ab, daß mid) der böfe Geift nicht in meinem Beruf und Stande fihhte und antafte, und in Falfchheit einführe, daß ich nicht etwa meinen Nächften beleidige, betrüge, mit Morten oder Merken Unrecht thue, oder das begehre, das ich nicht fol.

Sieb mir doh, o lieber Herr, ein reblich Herz und Gemüth, daß ich mit gutem Gemwiffen, ohne falfche Begierde, aud) ohne Hoffart, Geiz, Neid und Zorn mein Merk treibe, und meinen Stand nah deinem Willen führe, und mid an deiner Gnade, was du mir giebft, genügen laffe; und miı dem Werke meiner Hände in meinem Amte und Stande, darein du mic; gefest haft, nicht allein das Meine, allein mir zu dienen, fucdhe, fondern aud) meinen Nächten, audy den Armen, Elenden und Unvermögenden ; item den Schwachen und Blöden, melde nicht mit Verftand deis ner MWunderwerfe, diefelben zu treiben, begabet find, möge zu Hülfe fommen.