Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

—. a) Das vierte Gebot.

55. Du follft deinen Dater und deine Mutter ehren, auf dak du lange Iebeft im Kande, das dir der Herr dein Gott giebt.

D ewiger Gott, bei umfern leiblichen Eltern ftelleft du ung eim Bild vor unferes ewigen Vaters und unferer ewigen Mutter, denn du bit umfer Bater, von dem wir unfer Leben empfangen haben, und dein Wort ift unfere Mutter, die ung aus deinem Gefhöpfe geboren und nah dem Ebenbilde deiner Dffenbarung formiret hat. Uniere Seele und Gemüth ift, o Gott Bater, dein Ebenbild; und unfer Leib ift ein Ebennild deines ausgefloffenen Wortes. Welches Wort unfere ewige Mutter ift, in deren. Leib mir gefäuget und ernähret werden: die follen wir ehren und ung davor demüthigen und ihr gehorfam fein. Wie wir unfere äußeren Teibhinen Eltien ehren follen: alfo au uijere ewigen, aus melHer Grund mir entfproffen find.

DO emwiger Vater, wir find dir ungehorfam worden und haben uns einer fremden Mutter in ihre Pflege gegeben; wir haben die Melt zur Mutter angenommen und find der ınmwendigen Mutter deiner Krafi in deinem Worte treulog worden Nun müften wir von der fremden Mutter Brüften den Gift und Tod ın ung faus gen; ja fie träget uns nun in ihrem Leibe der Widerwärtigfeit, gebäret umd verzehret ung wieder in deinem Grimm und nähret uns die Zeit Diefes ganzen äußern Lebens in citel Elend, Kummer Mühe und Noth, in Leiden und Dürftigfeit, und hält ung gefangen, da wir unfere erfte erige Mutter nicht fehen fönnen. Unfere Seele jammert nad) ihr: aber dein Zorn häfl ung ın fih gefangen, das wir der fremden Mutter dienen müflen.

D Gott, wie lange willft du unfrer in unierm Elende vergeffen! Nimm uns doch wieder zu deinen Kindern an, und ge bäre und wieder in unferer ewigen Mutter neu und gieb ung einen gehorfamen Willen, daß mır ewig nicht mehr von dir abmeıchen'

Gieb uns auh ein geharfames Herz gegen unfre Teiblihen Eltern, daß wir fie ala deine Ordnung lieben und ehren, diemeil du ung durch fie zu diefer Welt gebäreft und ang Zaglicht bringeft. ©o hilf do, dak wir deinem Gebote gehorfam feien ?

D lieber Gott. du hafl und aus Gnaden eine neue Mutter, als dein allerheiligftes Wort, in deiner Liebe gegeben und in un: fere Menfchheit gefandt, und mieder in deiner crigen Kreft zu deinen Kındern und Erben zu gebären, und flößeft ung wieder ein