Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel
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„Feſtigkeit und Charakterſtärke, ſie bewies einen ſo hohen „und ſeltenen Muth in der Weiſe, wie ſie dem Widerſtreben „ihres eigenen Herzens ungeachtet, den gefaßten Entſchluß „dur<führte und der wilden ſtürmiſchen Verzweiflung ihres „Geliebten widerſtand, und ſie hat auh in der Folge ſo treu „und beharrlich ſich jedex Gelegenheit zu entziehen ‘gewußt, „welche die ſ<hmerzliche und gefährliche Erinnerung der Ver-= „gangenheit hätte in ihm wach erhalten können, daß ſie das „Erſtaunen, die Bewunderung, ja die Ehrerbietung aller „derer exwe>t hat, wel<he ihr warmes Herz und die hin= „gebende Jnnigkeit ihres Gefühls kannten.“
Im Jahre 1753 verließ ſie Berlin und es ſcheint, daß ſie den Prinzen von da an bis zu ſeinem Tode niht wieder ſah. Aber in ihrem Herzen blieb ſie ihm treu. Fhren älte= ſten Sohn nannte ſie nah ihm: Wilhelm Auguſt, und als dieſer ihr dur< den Tod entriſſen wurde, gab ſie auh ihrem einzigen, erſt na< dem Tode des Vaters geborenen Enkel wieder denſelben Namen. Zwei zierliche, alterthümliche Möbel, ein kleiner E>kſchrank und ein niedlicher Schreibtiſch, beide von Roſenholz mit Bronze-Beſchlägen, Geſchenke des Prinzen aus jener heiteren, no< unbefangenern Zeit in Oranienburg, welche die ſpätere Gräfin Vosſ beſonders werth hielt, ſtehen als Andenken an ſie no< jezt in dem Gr.-Giewißer Hauſe aufbewahrt.
Das frühe und tragiſche Ende des unglücflihen Prinzen von Preußen iſ bekannt. Dex Wiederbeginn des Krieges hatte auh ihn 1756 zux Armee gerufen und ex hatte ſih das Vertrauen und die Zufriedenheit des Königs durch ſeine Umſicht und Tapferkeit in hohem Grade erworben. Als aber