Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel
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Abreiſe na<h Dresden war ex von Friedrich Il. mit den Worten entlaſſen worden :
„Mache ex meine Sachen gut; ex weiß, wie die Polen ſind und wie man ſie nehmen muß und darf in Warſchau das Geld niht ſparen, ſondern kann ordentlich etwas drauf= gehen laſſen; es ſoll ſein Schade nicht ſein.“ Dex alſo Beauftragte, dex na<h dem 1739 erfolgten Tode ſeines Vaters bereits ſehr früh in den Beſiß des Vermögens ge= fommen war, ließ ſi< dies niht zweimal geſagt ſein. Er machte in Warſchau einen fürſtlichen Auſwand, hielt offenes Haus für den polniſchen Adel und folgte der ihm gewordenen allerhöchſten Anweiſung auf die glänzendſte Weiſe. Bei ſeinex Heimfkehx belohnte ihn der König mit den bei ihm ſelten gnädigen Worten :
„Zh bin mit ihm zufrieden geweſen, er hat ſeine Sachen ſehx gut gemacht; hat wohl auh ‘große Depenſen gehabt und werde ih ihm \tauſend Dukaten dafür auszahlen laſſen.”
Mit dieſen waren nun freili<h die Warſchauer Aus= gaben niht gede>t und der junge Mann, der wieder Ord= nung in ſeine Finanzen bringen wollte, ging nah Meklen= burg und verkaufte eines ſeiner beſten Güter, Rumshagen, an die Familie von Gundlach, in dexen Beſih daſſelbe auch ſcitdem geblieben iſ. Bei ſeiner Rückkehr nah Berlin ward ex vom König zum Geſandten am Wiener Hofe ernannt. Dieſer lehtere jedo<h, eingedenk feiner anti-öſterreichiſchen Thätigkeit in Warſchau und auh aus anderen politiſchen Gründen, bat, denſelben niht nah Wien zu ſchi>en, ſondern eine andere Wahl zu treffen. Vorerſt behielt dex König den außer Aktivität geſeßten jungen Diplomaten ruhig bei