Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht
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holentlich geſchehen iſt. Außerdem erzählte man mir, hätten die Montenegriner einſt, da, bei großem Mangel an Böten die oft erneuerten Feindſeligkeiten der Türken niht mit “gehörigem Nachdrucke erwiedert werden konnten, ſich auf folgende Weiſe zu einem größern Beſikthum von Fahrzeugen verholfen. Sie borgten in Scutari, wohin ſie früher zum Bazar öfter, in leßterer Zeit ſelten, oder nie ſich begaben, von den dortigen Kaufleuten mehrere größere Böte auf Ehrenwort, ſie nach kurzer Zeit wieder herauszugeben. Mit dieſen machten ſie plöulih în einer Nacht einen Ueberfall an den feindlichen Ufern des Sees, banden Alles, was von türkiſchen Fahrzeugen weit und breit zu ſehen war, zuſammen, und fuhren nach einem kleinen Scharmüßel mit ihrer lang gewünſchten Beute nah Hauſe zurü>. Den Kaufleuten in Scutari aber brachten ſie die entliehenen Schiffe redlich wieder.
Während der \{<wülſten Mittagsſtunden weilten wir in einer natürlichen Steingrotte der Jnſel. Jh legte die geſammelten Pflanzen ein. Meine Ausbeute hatte unſer Umherklettern nicht unbelohnt gelaſſen. Vorzüglich erfreuten mih mehrere {bne Lippenblumen (Salvia offic., Phlomis fruticos., Thymus Patavin., Marrubium peregrin. und candidissim., Sa=tureja montana, Juliana und inodora , nebſt Teucrium Polium florib. rubr. ); außer ihnen Malven und Eibiſch, nebſt Linaria Cymbalaria, Erythraea pulchella, Asparagus acutifolius, Bupleurum aristatum und Convolvulus cantabrica. Auch Waſſernüſſe hatte ih in großer Menge gefundenz neben ihnen die dalmatiniſche Schnirkelſhne>e (Helix Dalmatina). Nachmittags über die Einſattelung der Berge zurü>kehrend, ſtiegen wir nah den Wohnungen von Wranina hinab.
Während der eine meiner montenegriniſchen Bootsleute ſih noch auf einige Zeit beurlaubte, um im Dorfe etwas zu holen, ſtattete ih dem in Wranina wohnenden Senator meinen Beſuch ab. Leider war derſelbe nicht reht wohl. Judeſſen die um ſein Bette hängenden Flinten und Piſtolen, die ih um ihrer {<önen damascirten Läufe und koſtbaren, verſilberten, ja ſelbſt ſtark vergoldeten Griffe willen bewunderte, gaben bald Stoff zur Unterhaltung, in der das Unwohlſein vergeſſen wurde. Wie es oft der Fall war, bildete auh alles Uebrige in der