Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen
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Es iſt nur zu natürlih, daß die weitbli>enderen geiſtigen Führer Albaniens dieſen Umſtand außerordentlich beklagten und auf Abhilfe ſannen. Aber alle auf Ein-= führung eines einheitlichen Alphabetes gerichteten Beſtrebungen verſagten Jahre hindur< an der Parteiung und Parteienbildung unter den Albaneſen ſelbſt. Nach jahrelangem Hader hatten ſi ſ<ließli< zwei große Gruppen herausfriſtalliſiert, die jede mit ihrem eigenen Schriftſyſtem nun um die Vorherrſchaft rangen. An der Spiße der einen Gruppe ſtand einer der reiſten und mächtigſten Männer Albaniens, Mſgr. Do cz i, Abbas Nullius in Merdita. Und mit dem ganzen Gewicht ſeiner imponierenden Per= ſönlichkeit und dem ganzen Einfluß ſeines Stammes focht dieſer Abt der Mirditen für „ſein“ Schriftſyſtem. Die andere Gruppe, niht weniger einflußreih dur das wiſſenſhaftlihe Anſehen Cihres Führers, kämpfte für das Syſtem des Don Ändrea “Mie d i a. Iſt es niht überaus bezeihnend für Albanien und ſeine Kultur, daß im ¿wanzigſten Jahrhundert in dieſem Lande no<h ſolche Fehden um die Grundlage jeder kulturellen Entwicklung geführt werden mußten ? Daß in dieſem Ringen der öſter= reihiſhe Generalkonſul in Skutari, Au guſſt Kra Tals genauer Kenner der albaneſiſchen Sprache und Schrift eine überaus ſegen8reiche Vermittlerrolle einnahm, daß es hauptſächli<h den Bemühungen dieſes hervorragenden Mannes gelang, endlih doh zu einer Einigung zu kommen und eine jeßt allgemein anerkannte Norm für die albaneſiſche Schriftſprache zu, ſchaffen, das ſoll dankbar anerkannt werden niht nur in Albanien, ſondern auh in Deſterreich und in der wiſſenſchaftlihen Welt aller Zungen. Dieſe Einigung wurde nah langen Debatten und eingehendem Für und Wider erzielt auf einem ad hoc einberufenen Alphabetenkongreß, der im Jahre 1908 in Monaſtir tagte und auf dem ſich beide Gruppen zu einem annehmbaren Kompromiß einigten. Das Alphabet dieſes Kongreſſes wird
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