Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
236 Jeruſalem einſt und jeßbt.
beſonders Herodes, mit dem Beinamen des Großen, hob die Hauptſtadt no< einmal zu einiger Bedeutung. Ob= wohl unter römiſchem Einfluß ſtehend, regierte er doc faſt unabhängig und wußte ſeine Stellung mit ebenſoviel Ge= wandtheit wie Energie zu behaupten. Jhm verdankt Jeru= falem weitaus die Mehrzahl der Prachtbauten, die es damals zu einer der ſchönſten Städte der Welt machten und die no< heute in ihren Ruinen unſere Bewunderung herausfordern. : 2
Es iſt wohl lohnend, ſi<h aus den Neberſieferungen jener Zeit ein Bild der Stadt zu entwexfen , wie es fich etwa um Chriſti Geburt dem Beſchauer dargeſtellt haben muß — das Bild wird doppelt intereſſant, wenn man ſpäter das heutige Jeruſalem als Gegenſtü> betrachtet.
Die Hauptſtadt des Herodes umfaßte den ungefähren Raum der heutigen Stadt, zühlte aber mindeſtens hundert= tauſend Einwohner; fie zerfiel in die vier Haupitheile Zion, Afra, Moriah und Bezetha und wax von einer mächtigen, in zi>za>artigen Windungen angelegten Mauer umſ{loſſen. Aehnliche Mauern trennten die“ einzelnen Stadttheile, und waren von gewaltigen baſtion2artigen Thürmen gekrönt, von denen einzelne als wahre Rieſen= werfe der Baukunſt geprieſen werden. Außer dieſen mili= täriſchen Stühßpunkten galt die Burg * Antonia zwiſchen Moriah und Afra als die eigentliche Citadelle der Stadt; in ihr lagen während der Lebenszeit Jeſu die römiſchen Kohorten.
Seruſalem wird damals ebenſowenig wie Heute größere Pläße und breite Straßen gehabt haben. Die in engen