Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Novelle von A. v. d. Elbe. 148
\<ritt er in ſtiller Freudigkeit neben ihr, dur dle blühende
Orangerie dem Treibhauſe zu. ; I Als ſie mit einander um eine Exe bogen, gewahrte Meſlanie einen Unkrauthaufen, auf dem Scherben, welke Zweige und andere Abfallgegenſtände lagen. Ein Burſche trug eben einen Arm voll Topfgewächſe dorthin und ſchüttete eines na< dem andern gleihmüthig aus.
Erſtaunt rief ſie: „Wie ſchade um die {hönen Pflanzen! Es ſind ja no< Blüthen daran. O wie graufam, ſie fortz wexfen zu laſſen!“
„Es ſind gewöhnliche Sorten, von denen ih lieber jungen Nachwuchs aufziehe. Täglich ſeße ih eine Parthie verfümmerter Stämme zum Austopfen zurück.“
„Sie ſind minder ſorgſam in Jhrem Berufe, als wir,“ antwortete ſie mit feinem Lächeln. „Ein guter Erzieher widmet dem S<hwächſten die meiſte Geduld.“
„Kränfliche Pflanzen und unbegabte Kinder müſſen wir doh unterſcheiden.“
„Aber kränkliche Menſchen, wie i<h bin? Wüchſe ih als Blume in Fhrem Treibhauſe, mich hätten Sie längſt verivorfen !“
„Edelpflanzen, von denen man nur ein Exemplar hat, topfit man niht aus,“ ſagte er ruhig und ohne jeden An= flug von Schmeichelei. —
Anderen Tages herrſchte in der Gärtnerfamilie rote Sorge. Der alte Herr Bredemann wax auf's Neue von ſeinem Augenübel befallen. Man ſchi>te zum Medicinal= rath; dieſer verordnete abſolute Ruhe dex Augen, \ſ{loß das ZTagesliht aus und ließ die bekannten Umſchläge auf=