Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Novelle von A, v. d. Ele. 168
„E38 iſt wahr,“ fagte ſie, ihren Sohn mit Stolz an= bli>end, „wenn Du etwas angreift, Robert, ſo fle>t es! Du haſt ſonſt nie etwas vom Sträußebinden wiſſen wollen, dergleichen immer uns und den Buxſchen zugeſchoben, gehſt Du aber "mal daran, ſo kannſt Du's am beſten !“
Eben tvaren fie wieder bei der Arbeit und in eifvigem Geplauder, als plößlih, was no< nie geſchehen, die Re= gierungsräthin um die Ete rauſchte. Sie hielt einen offfe=
nen Brief in der Hand, und eine ſtolze Genugthuung i
leuchtete aus ihren Mienen.
„Wie, Mellchen, ſo fleißig?“ ſagte ſie jeht erſtaunt und fühl und ließ den Blik über die Beiden, über Tiſch, Blumen und Körbe ſchweifen. Dem jungen Gärtner gönnte ſie nur eine leichte Neigung des Hauptes, bei dex er ſich mit ſtummem Gruß erhob und die Frau erwartungsvoll anſah. :
Die Räthin beachtete ihn nicht weiter, ſondern fuhr in ſreudigem Tone fort: „Endlich ein Brief aus S<{loß Hoch= heim! Doktor Schmidt ſchreibt Dix ſehr artig, er meldet ſi fo zu ſagen an. Vermuthlich foll ex Dix perſönlich den Wunſch der Gräfin ausdrücken, Dich wieder dort zu ſehen. Wie ausgeſucht liebenswündig !“
Melanie ſtre>te die Hand nah dem Brieſe aus; dle NRöthe der Beſchämung ſtieg in ihre Stirn; nicht allein, daß die Mutter ihren Brief erbrochen und zuerſt geleſen, no< mehr verdroß ſie der hohe Ton, den fie annahm, und die Nichtbeachtung Robert's. :
Sie überflog die wenigen Zeilen, welche der Hauslehrer ſchrieb, dieſe lauteten :