Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Von Profeſſor Dr. W. Heß. 235
fuforien im Jnnexn einen Kern, in dem fich häufig noh ein fleineres Gebilde, das Kernförperchen befindet. Beide ſtehen zur Fortpflanzung in Beziehung.
Die? gewöhnlichſte Art der Fortpflanzung iſt die ein= fache Theilung, welche der Quere oder dex Länge nah ſtattfinden kann und woran der Kern regelmäßig Theil nimmt. Jedoch ſcheinen ſi<h aus dem Kern auch zahl= reiche Keimzellen entwi>eln zu können, welche den mütter= ſichen Organi?mus dur< die Mundöffnung verlaſſen und ſich zu der vollkommenen Form ausbilden. Auch eine Konjugation, d. h. eine Verſhmelzung zweier Individuen vor dex Fortpflanzung iſ häufig beobachtet.
Dann aber tritt bei den Jnfuſorien zuerſt eine in den folgenden höheren Thierflaſſen weit verbreitete Art dev Fortpflanzung auf, nämlih die Knoſpung. An einer be= liebigen Stelle des Körpers entſteht eine Ausſactung, wel<e allmählig an Größe immer mehr zunimmt. Fher Snhalt beſteht aus der Leibeêmaſſe des Mutterkörpers und wird auch von dieſer ernährt. Hat dieſe Knospe die nöthige Größe erreicht, ſo bildet ſih eine Mundöffnung, in be= ſtimmter Anordnung treten Wimperhärchen und andere Fortſäße auf, in ihrem Jnnern bildet ſi ein Kern und eine oder mehrere fontraftile Blaſen, und das vollkommene Thier iſt fertig. Häufig ſ<hnürt ſich die Knospe ab und lóst fich los, um ein ſelbſtſtändiges, freies Leben zu führen; im anderen Falle bleibt ſie zeitlebens mit dem mütterlichen Organismus vereinigt. Alsdann entſtehen Kolonien, die als raſenartige Ueberzüge oder als feine Bäumchen ex= ſcheinen.