Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
“Roman von Adolph Stre>ſuß. 41 Die bleichen Wangen ließen ſich färben, die matten Augen erhielten neuen Glanz, wenn Bertha ein Glas des fenrigen Ungarweins zum Frühſtück getrunken hatte, eine funſtvolle Toilette mußte verbergen, daß ſie magerer gez worden wax, aber ſich ſelbſt fonnte ſie dies nicht verbergen, ſie fühlte fich matt und krank, ein heſtiger Huſten pei= - nigte fie oft. Sie wußte es wohl, das Leben, welches ſie führte, rieb fie auf, und doh mußte ſie es weiter führen um jeden Preis, nux dadurch vermochte ſie ſich aufrecht zu erhalten, daß ſie von einem Vergnügen ſi in das andere ſtürzte, daß ſie nit einen Moment ſich Ruhe gönnte. Im Sommer begleitete ſie Albrecht auf einer Reife, auh dieſe bot ihr keine Erholung, nux neue Aufregung. Jn dem berühmten Badeort, welcher das Ziel ihrer Reiſe war, fand ſie cine auzerleſene vornehme Geſellſchaft. Die ſchöne Frau wurde gern in dieſelbe aufgenommen, hier in der Ferne fannte man ihre Vergangenheit niht, und wenn fich auch über fie einige dunkle Gerüchte verbreiteten, ſo wax nan doh nicht jo exfluſiv, wie in den ariſtokratiſchen Kreifen Berlins. Bertha wurde die Königin der ſich täg= lich jagenden Feſte, ein ruſſiſher Fürſt huldigte ihrer Schönheit, die reichſten Cavaliere fühlten ſich beſtickt dur< ein freundliches Wort, dux< ein Lächeln von ihr. Sie feierte endlich die Triumphe, nah denen ſie ſi< geſehnt hatte, aber um welchen Preis! Nach jedem Feſte8abend ſant ſie todesmatt zuſammen, an jedem Morgen blickte ſie angſtvollex in den Spiegel, ihr ſcharfes Auge ſah die Verheerungen, welche das wilde Leben anrichtete; vor fremden Augen konnte ſie dieſelben wohl durch ihre Loilettenkünſte