Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
50 Klippen des Glüds.
Mittag verſammelte, die junge Frau, die mit einem Herz= ſichen Kuß den fräftigen Mann empfing, wenn er aus der Werkſtatt kam, um mit der Frau und den Kindern das frugale Mittag8mahl in der grünen Laube zu verzehren. So glüdlih, wie dieſe einfachen Menſchen, hätte Bertha auch ſein können, wenn ſie nicht ſelbſt freventlich das ſ{hönſte Glü> von ſih geſtoßen hätte, um einem ni<htigen Ver= gnügungsleben na<hzujagen. Mit bitterer Reue dachte ſie zurü> an die Vergangenheit. Sie wurde ſ{<wächer und ſchwächer, nux mit Mühe ſchleppte ſie fich Morgens no< vom Bett bis zu dem Lehnſtuhl am Fenſter, ſie mochte den Fenſterplaß nicht miſſen, Stunden lang wartete ſie gedul= dig, bis die junge Frau in der Laube erſchien und den Tiſch dete, bis der Mann aus der Werkſiatt kam, bis ſie den Jubelxuf dex Kinder hörte, die den Vater begrüßten; ihr ganzes Denken konzentrirte ſi<h im Nachdenken darüber, wie wenig zum Glüdlichſein gehöre, wie wenig und doh wie viel! Vor Allem ein Herz voll Liebe!
Die traurigſten Tage waren für Bertha die trüben Ne= gentage, an denen die Laube in dem kleinen Garten leer blieb, an folc<hen Tagen erfüllte eine tiefe Trauer ihr Herz, ſie fam ſih noch einſamer, no< verlaſſener vor, als je. Und dieſe Tage wurden immer häufiger, als der Sommer ſchwand, als der Herbſtwind die gelben Blätter von den Bäumen in den kleinen Garten herabſchüttelte, ſo daß die junge Frau dort erſt den Tiſch abfegen mußte, ehe ſie das weiße Tiſchtuch aufde>en konnte.
Nux einen Troſt hatte Bertha; ſie wußte, daß ſie die Zeit, in welcher die Winterkälte die Gartenlaube völlig