Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Roman von Georg Hartwig. 3
Was hatte ſie an ihm verbrochen, daß er in ſeinen An= ſhauungen erhaben wie ein Gott über ihr ſtand und auf ihr zu>endes, erniedrigtes, unbefriedigtes Herz mit kaltem Lächeln herabſah? Konnte ſie wirklih wünſchen, ihn noch einmal wiederzuſehen — nur no< einmal ?
Dex laute Knall eines Champagnerpfropfens riß die unerträglihe Spannung entzwei. Jm weit geöffneten Nebenſaal prangte die Feſttafel.
Herr v. Exleben, ſehr animirt, ſtand vox Garda Menari und bot ihr ſeinen Arm. Unwillkürlich ſich wendend, ob der Gegenſtand ihrer Neue ſie niht verfolge, that die junge Frau einen lauten, befreienden Athemzug.
„So nachdenklih?“ fragte der Präſident vorwurfsvoll, während er mit dem ſ{önen Weibe langſam den Vortritt nahm. „Wenn ih hoffen dürfte, daß auc nux ein flüch= tiger Gedankfenzug die Perſon eines Mannes ſtreifte, deſſen ganzes Sinnen und Trachten darauf gerichtet iſ, Jhnen die glänzendſte Genugthuung zu verſchaffen !“
JIrmengard lächelte mechaniſ<h. Jm Geiſte ſah ſie Hans Meiſchi>®s Antliß ſich bei dieſen Worten verächtlich abwenden.
„hren Lebenspfad mit Roſen zu beſtreuen,“ fuhr Herx v. Exleben von ihrem Liebreiz hingeriſſen fort, „habe ich fein Recht, aber Jhren Aufenthalt in meinem Hauſe durch ein Roſenfeſt zu feiern, niht anders, als ſei Cy= therea ſelbex vom Olymp hHerabgeſtiegen, dieſes Recht nehme i< auf Grund meiner unbegrenzten Verehrung in Anſpruch.“
Ex führte ſie vor den Chrenſiß in der Mitte der Tafel,