Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
218 Die deutſchen Familiennamen.
Großkopf, Rothkopf; das Haar: Flachshaar, Kraushaar; der Bart: Spißhbart, Weißbart, Griesbari; das Bein : Holbein, Langbein, Einbein, Krummbein,; der Fuß: Leichiſuß, Stre>fuß. Man denke daran, wie gern wir noh unſere Kinder mit Flachskopf, Krauskopf anreden, und man hat die Erklärung, wie leicht obige Namen fi bilden mußten. Eine beſonders anziehende Gruppe bilden die Saßnamen, meiſt kurze Befehle. Dieſe Art, kleine Säße zu= ſammen zu ziehen und daraus Benennungen zu machen, erſcheint zuerſt im Mittelhochdeutſchen, blüht ganz beſon= ders in dex volksthümlichen Literatur des 15. und 16. Jahr=hunderts. Aus dieſer Zeit ſtammt niht blos unſer Ver= gißmeinniht, fondern auh das Kräutlein Denkanmich. Bei Fiſchart erſcheinen Perſonennamen vie Nectdendegen, Streichdenbart. Heute hat unſere Sprache ſolche Bildungen mehr und mehr wieder abgelegt, vornehmli<h in Büchern, wenn au< Wendungen wie Störenfried (ſtör” den Frieden), Wagehals (wage den Hals), Lebewohl, Stelldichein bei= behalten worden ſind. Jn der Umgangsſprache, nament= li< der mundartlichen, ſind ſie ſchon häufiger. Ein rechter Thunichtgut, Gernegroß, Gu>indiewelt, Schlagetodt, Hans= auf-allen-Gaſſen ſind Ausdrüdte, die wix noch täglich hören. Am zahlreichſten jedoch haben ſie uns die Familiennamen aufbewahrt. Schon in den Vornamen finden ſich Bezeichz nungen wie Traugott, Fürchtegott, Lebere<t. Aus den Geſchlechtênamen greife ih heraus: Bleibtren , Schaffran, Flitſchuh, Kundrat, Willfort, Fahrenwald (fahr" in den Wald), Haſſenkrug (haß den Krug), Haſſenpflug (ein des Pfluges überdrüſſiger Bauer), Frißlxaut, Bleibimhaus,