Bitef
grund sich mehr und mehr zu einem bewölkten Gewitterhimmel öffnet. Natur erscheint noch weiter denaturiert, stilisiert, wenn inmitten dieser Steppe ein vierpfostiges goldenes Bett steht, wenn Frauen darauf und daneben auf goldenen Stoffbahnen ruhen, wenn das Licht ein Kreuz über dem Zweikampf des Engels mit dem Priester schlägt. Jenes Licht hat zuvor diesen Priester geleitet auf diagonaler Bahn, in einem zögernden Hüpftanz, einer Art solistischen Springprozession, in der dem Zurück fast mehr Bedeutung zukommt als dem Vorwärts. Kirche und Gott bekämpfen dich in Gestalt von Priester und Engel, ein Kampf, der noch heute seine Aktualität hat, wenn Konfessionen und Sekten einander bekriegen. Merlin, der Zauberer, der seine Weissagungen ebenfalls aus der christlichen Mystik speist, aber keineswegs in die Reihe christlicher Propheten gestellt werden kann, hüllt die Welt um sich in Weihrauch aus einem goldenen Kessel. Zuvor noch hatten er und sein anderes Ich Grasbüschel aus ihren Gewändern gezogen: Symbole ihrer Zauberkraft. Christliche und heidnische Symbole treffen aufeinander, mengen sich ununterscheidbar in den Figuren. Die Taufe wird zum heidnischen Akt, wenn Merlin und der Engel ihre Haare in einem Becken benetzen und sich dann Algen aufs Gesicht legen. Eine grundlegende Erfahrung macht sie einander gleich: Es ist das Wort, das sie in Schriften zutage fördern, ein jeder in seinem Buch studierend, worin jeder seiner Erleuchtung findet. Der Engel vollführt den Sukkubus auf goldenem Pfuhl und schlägt die Vernichtung aus der Erde mit sienem Schwert. In seiner Heiligkeit finden sich Fall und Vernichtung. Merlin tanzt sein Solo, ekstatisch zuckend, sich auf den Boden werfend, sich hochbäumend. Der Priester trägt das Symbol der Weisheit auf seiner Shulter-eine Eule. Dampf und Schwert und eine Insel von Gras. Der Geist des Menschen zeugt die eigene Vernichtung, weil er sich nicht nur von der Natur entfernt, sondern sie auch noch versklavt. Die Botschaft von Carolyn Carlsons lichtdurchwirkter Apokalypse Dark untermauert die gewalttätige Musik des Jazzpianisten Joachim Kühn, durch Walter Qumtus’ Klangcomputer digital bis zur Schmerzgrenze verfremdet und verstärkt. Schrill bäumen sich Töne auf, ballen sich zu ohrenbetäubenden Klanggewittem, verschlanken sich zu dumpfen Donnerschlägen schlagen sich in Hirn und Magen wie auditive Nägel, verwandeln die langen Passagen von Stille in erwartungsvolle Qual vor der nächsten Musikattacke, weichen