Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Steinſhmäßer. Waſſerſ<hmägßer. 69

Das Neſt ſteht regelmäßig in Felſenriven oder Steinlöchern, ſeltener in Holzſtößen, unter alten Stämmen, in Erdhöhlen, unter überhängenden Felſen oder ſelbſt in Baumlöchern, ſtets wohl verborgen und von obenher regelmäßig geſhüßt. Jn vielen Gegenden Deutſchlands findet der Steinſhmäßer faum noch geeignete Niſtſtätten, leidet an Wohnungsnot und nimmt, falls er niht vorzieht, auszuwandern, mit jeder Höhlung vorlieb, welche ſein Neſt aufnehmen kann. Lekteres iſt ein wirrer, liederlicher, di>wandiger Bau aus feinen Würzelcen, Grasblättern und Halmen, welcher nah innen mit Tier: oder Pflanzenwolle, Haaren und Federn dicht und weih ausgefüttert wird. Das Gelege bilden 5—7 di>bäuchige, zart\chalige Eier, von ſanſtbläulicher oder grünlichweißer Färbung und 21 mm Längs8-, 15 mm Querdurhmeſſer; nur ausnahmsweiſe findet man \ olche, welche mit bleichen, gelbroten Punkien gezeihnet ſind. Das Weibchen brütet faſt allein; in die Erziehung der Jungen teilen ſich aber beide Geſchlechter mit gleichem Cifer. Fhre Sorge um die Brut iſt ſehr groß. Solange das Weibchen auf den Ciern ſitt, hält das Männchen in geringer Entfernung von dem Neſte förmlih Wache und umkreiſt jeden herannahenden Feind mit ängſtlichem Geſchreie. Das Weibchen nimmt bei großer Gefahr zu Verſtellungskünſten Zuflucht. Gewöhnlich brütet das Paar nur einmal im Jahre und zwar im Mai. Die ausgeflogenen Jungen verweilen bis zu dem Wegzuge bei den Alten und treten mit dieſen gemeinſchaftlich ihre Reiſe an. Sie verſchwinden Ende September und kehren im März wieder zurü.

Alt eingefangene Steinſhmäßer gewöhnen ſih ſ{hwer, aus dem Neſte gehobene Junge leiht an den Verluſt der Freiheit, gewinnen ſi aber nur kundige Beobachter zu Freunden.

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Der Leib der Waſſerſhmäßer (Cinelus) erſcheint wegen der ſehr dichten Befiederung di>, iſt aber thatſählih ſchlank, der Schnabel verhältnismäßig {hwah, gerade, auf dem Firſte ein wenig aufwärts, mit der Spiße abwärts gebogen, ſeitlich zuſammengedrüdt und vorn ſ{hmal auslaufend, die Naſenöffnung durch einen Hautde>el verſchließbar, der Fuß hoch, aber ſtark, langzehig und mit ſehr getrümmten, ſtarken, ſhmalen, unten zweiſhneidigen Nägeln bewehrt, die Flügel ungewöhnlich furz, ſtark abgerundet und faſt gleich breit, die dritte Schwinge die längſte, die vierte ihr faſt gleich lang, die erſte ſehr kurz, der Schwanz ſo furz, daß er faſt als ein Stummel betrachtet werden darf; das Gefieder endlich ſehr dicht und weih und wie bei den Schwimmvögeln aus Oberfedern und flaumartigen Unterfedern zuſammengeſeßt.

Dex innere Bau zeigt im weſentlichen die Merkmale anderer Singvögel, namentlich wohl ausgebildete Singmuskeln; die Knochen ſind aber, mit Ausnahme einiger Schädelteile, niht luftführend. Die Zunge iſt ſ<mal, an der Spie ausgeſchnitten und kurz gezaſert, vorn ſeitlih fein gezähnelt, die Speiſeröhre ſehr eng, der Vormagen \clauc<ſörmig verlängert, der eigentliche Magen flein und ziemlih musfelig. Beſonders entwi>elt ſind die Bürzeldrüſen, welche das zum Glätten und Einölen des Gefieders nötige Fett abſondern, und ebenſo die Naſendrüſen, welche bei den übrigen Singvögeln wegen ihrer Kleinheit kaum wahrgenommen werden.

Die Waſſerſhmäßer bewohnen die Alte und die Neue Welt, vorzugsweiſe den Norden der Erde, finden ſi< aber auh noch auf ſüdlichen Gebirgen, ſo auf den Anden. Jn ihrer Lebensweiſe ähneln ſi die wenigen bis jet bekannten Arten, ſo daß ein Lebensbild unſerer deutſchen Art vollſtändig zur Lebenskunde aller Familienglieder ausreiht.

Der Waſſerſhmäger oder Waſſerſtar, die Waſſer-, Bach-, Strom- und Seedroſſel oder Waſſer-, Bahh-, Strom- und S eeamſel (Cineclus merula, aquaticus und medius, Turdus cinclus und gularis, Sturnus, Aquatilis und Hydrobata cinclus),