Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

200 Neunte Ordnung: Sturmvögel; einzige Familie: Sturmvögel,

Art ihres Fluges. Jh kenne keinen Seevogel, der ſo ungeſtüm wie ſie ſeines Weges forlzieht. Gar nicht ſelten ſieht man den Sturntaucher ruhig ſ{{hwimmen und vom Waſſer aus in die Tiefe hinabtauchen; gewöhnlih aber zeigt er ſi< fliegend, und zwar nicht eigentli ſ{hwebend, ſondern über die Wellen wegſchießend und ſie dur<hfliegend. Mit ausgebreiteten Flügeln jagt er dahin, ſchnellt ſi<h dur< mehrere ungemein raſh aufeinander folgende, i< möchte ſagen, ſhwirrende Schläge fort, dreht und wendet ſih, niht bloß ſeitlich, ſondern auh von oben nah unten, ſo daß man bald die dunfle Ober-, bald die helle Unterſeite zu ſehen bekommt, und folgt nun entweder den Wellen, über deren Berge Élimmend und ſih dur deren Thäler ſenkend, oder erhebt ſich plößlih ungefähr 3 m über das Waſſer und ſtürzt in ſchiefer Richtung darauf hinab, verſchwindet in ihm, rudert nah Art der Floſſentaucher, Flügel und Beine zugleih bewegend, ein gutes Stück weg und fliegt aus dem Waſſer heraus wieder in die Luſt, oft bloß um Atem zu holen, da er ſofort wieder verſchwindet. Man iſt wohl berechtigt, den Flug anderer Sturmvögel zierlicher zu nennen, wird aber zugeſtehen müſſen, daß kein anderes Mitglied der Familie in ſo wechſelvoller, mannigfacher Weiſe ſeinen Weg zurücklegt wie gerade die Sturmtaucher. Der Wechſel des Fluges wird noh dadur< erhöht, daß man gewöhnlich eine größere Anzahl von ihnen antrifft, die, durch die engſten Bande der Geſelligkeit zuſammengehalten, alle Geſchäfte in gewiſſem Sinne gemeinſchaftlih, aber niht zu gleicher Zeit verrichten; denn während die einen in den Wellen verſhwinden, erheben ſich die anderen etwas weiter zurü> aus ihnen, fliegen nun über die eingetauhten weg und verſenken ſih, während jene zum Vorſchein kommen, und ſo fort. Dieſer ewige Wechſel erhöht den Reiz der Beobachtung; ih wenigſtens muß ſagen, daß mich das Spielen der Sturmtaucher mit Luft und Waſſer wahrhaft begeiſtert hat. Bemerken will ih noh, daß ſie troß der beſtändigen Unterbre<hungen des Fluges raſh bedeutende Stre>en durhmeſſen, weil ſie ſi<h eigentlih nirgends aufhalten, ſondern immer und immer weitergehen, wenn ſ{<hon zuweilen weite Kreiſe beſchreibend, die ſie na<h dem Ausgangspunfte wieder zurü>führen. Eine Stimme habe ih nie von ihnen vernommen; na< Faber ſoll ſie an die der Möwen erinnern und zwiſchen der einer dreizehigen und Schhmaroßermöwe ungefähr mitten inne ſtehen.

Dex Sturmtaucher erſcheint, um zu brüten, in ziemlicher Menge auf St. Kilda oder anderen Hebriden und auf den Faröer, und zwar Anfang Mai, nah Verſicherung der Eingeborenen nur bei Nacht, die überhaupt als die Zeit der Thätigkeit unſerer Vögel gelten ſoll. Nach Art mancher Taucher gräbt er ſich mit Schnabel und Krallen tiefe Röhren in die Torfſchicht, die ſeine Brutpläze bede>t, zuweilen ſol<he von Meterlänge, die einem Kaninchenbaue ähnlicher ſehen als einer Vogelwohnung. Fm Hintergrunde dieſer Höhlen wird der Bau etwas erweitert, ein eigentliches Neſt jedo<h niht gegründet, das Ei vielmehr auf den Boden oder nur auf einige Grashälmchen gelegt. Selbſtverſtändlih benutzen die Vögel die vorjährigen Bauten, die niht zerſtört wurden, noh lieber, als daß ſie ſi ſolche graben; doh wird auh dieſe Arbeit in ſehr kurzer Zeit beendet. Das rundliche Ei iſt groß, etwa 60 mm lang, 45 mm di> und faſt rein weiß von Farbe. Beide Gatten des Paares brüten abwechſelnd mehrere Wochen lang mit regem Eifer, wie lange, weiß man noh niht, gebärden ſi<h ſehr zornig, wenn man ſie beunruhigt, und geben, gereizt, einen Laut von ſi, ähnlih dem Knurren und Belfern eines jungen Hundes, breiten ihren Schwanz fächerförmig aus, erheben ſi<h und beißen ziemli<h heftig nah ihrem Gegner. Eins von den Eltern ſte>t ſtets in der Höhle, auh dann no<, wenn das in braungrauen, dihten, langen Flaum gekleidete Junge bereits ausgekrochen iſt. Leßteres ſoll, obgleich es von beiden Alten überreihli< gefüttert wird, langſam heranwachſen und erſt na< mehreren Monaten ſo weit ausgebildet ſein, daß es die Bruthöhle verlaſſen und auf das Meer hinausfliegen kann. Bis-dahin iſt es ſo fett, daß ihm centimeterdi>er Spe> auf der Bruſt