Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

RNothalsfalk-, Baumfalke. 239

Eine einzige der genannten Palmen iſt genügend, ein Pärchen zu feſſeln. Von hier fliegt der Falke wohl auh auf einen der Afffenbrotbäume und nimmt hier auf der höchſten Spibe ſeinen Sit, um von dieſer Warte aus ſein Gebiet zu überbli>en. Fliegt dann ein Schwarm Webervögel vorüber, ſo ſieht man ihn wie einen Pfeil vom Bogen und ſelten vergeblich ſih von oben herniederſtürzen; denn ſeine Gewandtheit iſt außerordentlich groß und übertrifft nah meinem Dafürhalten die aller übrigen Falken, welche ich beobachtet habe. Unter ſeinem Horſte habe ich einen getöteten Zwergſegler (Micropus paryus) gefunden und ſpäter geſehen, wie ein Paar der prachtvollen Falken einen dieſer ſchnellſten aller dortigen Flieger längere Zeit verfolgte und glüdlih fing. Kleinere Vögel, vor allem aber die Finkenarten, und zwar wiederum eben die Webervögel, ſeinen jedo<h die ausſ<ließlihe Nahrung zu bilden. An größeren Tieren vergreift er ſih niht; dafür ſpricht wenigſtens ein eigentümliches Freundſchaftsverhältnis, das wir wiederholt beobachtet haben. Auf denſelben Fächerblättern nämlich, die den Horſt des Falken tragen, niſtet die Guineataube (Columba guinea), und oft haben wir geſehen, daß die beiden Nachbarn in unmittelbarer Nähe harmlos friedlih nebeneinander ſaßen. Den Horſt ſelbſt habe ih nie unterſuchen können: die Delebpalme war eben für mich unerſteiglich.

Die Schnelligkeit und Gewandtheit des prächtigen Räubers ſichert ihm ein freies Leben; doh hat auh er ſeine Feinde, wahrſcheinlih in den ſtärkeren Mitgliedern ſeiner Gattung. Im Urwalde fand ih einmal Kopf und beide Flügel eines männlichen Falken dieſer Art als Überbleibſel einer Mahlzeit. Die Jnnerafrikaner ſtellen dem Vogel niht nach, der Jnder hingegen weiß ſeinen Verwandten zu würdigen und deſſen Gewandtheit zu verwerten.

Es dient zur Vervollſtändigung des von mir eben Geſagten, wenn ih Ferdons Beſchreibung des Turumdi noh Folgendes entnehme. „Er iſt über ganz Fndien vom Norden zum Süden verbreitet, in waldigen Gegenden jedoch ſelten, da er offene Stre>en in der Nachbarſchaft von Anſiedelungen, Gärten und Baumgruppen bevorzugt. Oft ſieht man ihn auh im offenen Lande auf hohen, einzeln ſtehenden Bäumen, von welchen aus er namentlich während der Tageshiße Ausfälle macht. Dabei gleitet er mit unglaublicher Schnelligkeit längs der Gebüſche, He>en und Teichufer hin, über Felder hinweg, und ſtürzt ſich plöglih auf eine Lerhe, Bachſtelze oder einen Sperling herab. Fh habe ihn auh ſchon wiederholt für einige Sekunden wie einen Turmfalken rütteln ſehen. Er jagt in Paaren und raubt vorzüglih kleine Vögel, namentlih Kalanderlerchen, Sperlinge, Regenpfeifer, aber auh Feldmäuſe. Der Horſt des Turumdi ſteht gewöhnlich auf hohen Väumen und enthält in der Regel 4 gelblihbraune und mit braunen Fle>en beſprenkelte Eier. Die Zungen entfliegen ſhon zu Ende März oder Anfang April dem Neſte. Er iſt beim Horſte ſehr mutig und verjagt mit ſ<hrillendem, lautem Schrei Krähen, Milane und ſelbſt den Steinadler aus ſeinem Gehege.

„Gelegentlih wird er gezähmt und auf Wachteln, Rebhühner, Meinas, beſonders aber auf die indiſhen Raken abgerichtet. Fn Verfolgung dieſer Beute verfährt der Falke ſehr vorſichtig und zurü>haltend, wird aber doh oft betrogen durch die außerordentlichen Kunſtſtücke der Rake, die bald ſchief dahinſtreicht, bald gerade ſenkrecht herunterſtürzt, fortwährend dabei ſchreit und ſo ſhleunig wie mögli einen ſhügenden Baum zu gewinnen ſucht. Aber gerade hier iſt ſie niht ſicher, denn der Falke folgt ihr von Zweig zu Zweig, treibt ſie von neuem heraus, und einige Augenbli>e ſpäter fällt die abgemattete Beute dem ruheloſen Verfolger zum Opfer. Jh habe Falkner gekannt, die den Turumdi abgerichtet haben, in Geſellſchaft zu jagen.“

i Der Baumfalke oder das Weißbäckchen, der Lerchenſtoßer, Heht-, Shmerlund Stoßfalke (Falco sezubbuteo, hirundinum und barletta, Dendrofalco und