Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, S. 386
346 Vierte Ordnung: Edelfiſche; fünfzehnte Familie: Lachſe.
zu 1000 m Höhe empor. Fn ſeinem Weſen zeigt er ſih als e<ter Lah3; doh übertrifft er, ſeiner Größe entſprechend, alle Verwandten an Gefräßigkeit. Davy entnahm einem von ihm erbeuteten einen Aland, eine Äſche, einen Alben und zwei kleine Karpfen; von Siebold erfuhr von den Fiſchern, daß ſie ſhon mehrmals Waſſerratten beim Ausweiden großer Huchen fanden. Die Laichzeit fällt, abweichend von der ſeiner Verwandten, in die Monate April und Mai, kann jedo< bei günſtiger Witterung au<h im März e ginnen. Um dieſe Zeit Dela er ſeinen Lieblingsaufenthalt, ſtart ſtrömendes Waſſer, ſucht ſeichte und kieſige Flußſtellen auf, wühlt mit dem Shwanze Gruben aus und iſt während ſeines Eierlegens ſo taub und blind, daß man mit einem Kahne über ihn hinwegfahren kann, ohne ihn zu verjagen. Die Jungen wachſen raſh heran und werden bei 2 kg Gewicht bereits fortpflanzungsfähig.
Das weißliche Fleiſh ſteht an Wohlgeſhma> dem des Lachſes merklih na< und wird geringer geſchäßt als das der Lachsforelle. Der Fang geſchieht mit großen Garnen oder mit der Angel; auh ſtiht man ihn, wenn er ruhig in der Tiefe ſteht, oder tötet ihn mit der Kugel. Davy nennt ihn ſcheu und klug und verſichert, daß er niht zum zweitenmal anbeiße; deshalb bekomme man ihn au< nur während der Laichzeit und im Herbſte, niht aber während des Sommers.
Da ex, laut He>el und Knex, weniger hartes Gebirgswaſſer bedarf und in Teichen, die beſtändigen Zufluß haben, gut fortkommt, würde er ſih für die Teihwirtſchaft eignen, wäre er nicht ein ſehr gefräßiger Raubfiſh, und erläge er niht leicht einer bei Fiſchen häufigen Hautkrankheit. Das Einſeßen in Teiche muß zur Winterszeit geſchehen, und es dürfen nur Junge von etwa 0,5 kg Gewicht verwendet werden, falls man es niht vorzieht, ſih den Beſtand aus Eiern zu erziehen. Funge von dem angegebenen Gewichte nehmen bei genügender Nahrung von Grundeln, Lauben, Häſeln, Karauſchen, Rotaugen und anderen wenig geſhäßten Karpfenarten jährlih um reihli<h 1 kg an Gewicht zu, mit zunehmendem Alter ſelbſtverſtändlih no< mehr. Verſuche, ihn in anderen Strömen einzubürgern, ſind bisher geſcheitert.
Zu den Lachsfiſchen zählt auh der Stint oder Spierling (Osmerus eperlanus und spirinchus, Salmo eperlanus, marinus und spirinchus, Eperlanus yulgaris), Vertreter der Stinklachſe (Osmerus), von den bisher genannten Arten der Familie unterſchieden dur< Bezahnung und Beſchuppung. Zwiſchen- und Oberkiefer tragen in einfacher Reihe ſehr feine Zähne, die Unterkiefer ſolhe in einer äußeren und größere, derbere in einer inneren Reihe, endlih auch ſtarke, \ſpißige Zähne auf dem Pflugſcharbeine, Gaumen und Flügelbeine. Die Schuppen ſind mittelgroß, zart und loſe eingeſeßt. Hinſichtlich der Umriſſe des Leibes und Kopfes, der Größe und der Färbung ändert der Stint ſo bedeutend ab, daß Bloch ſi< veranlaßt ſah, zwei Arten aufzuſtellen, die gegenwärtig niht einmal mehr als Spielarten betrachtet werden. Der Rücken iſt gewöhnlih grau, die Seite ſilberfarben mit bläulihem oder grünlihem Schimmer, der Bauch rötlih. Fn der Nüdkenfloſſe ſtehen 3 und 7—8, in der Bruſtfloſſe 1 und 9—10, in der Bauchfloſſe 2 und 7, in der Afterfloſſe 3 und 11— 13, in der Shwanzſloſſe 19 Strahlen. Die Länge ſchwankt zwiſchen 13 und 20 em; ausnahmsweiſe findet man übrigens auh Stücke, die 25—80 cm lang ſind.
An vielen Küſtenſtre>en des nördlichen Europa ſowie an der Oſtküſte Nordamerikas iſt der Stint gemein. Jn Europa ſcheinen ihn die Nord- und Oſtſee am häufigſten zu beherbergen, doh iſt ex auh im Kanale nicht ſelten und hat ſih ebenſo in den Haffen und größeren Süßwaſſerſeen in mehr oder minder bedeutender Anzahl angeſiedelt. Die Stinte, die im Meere wohnen, unterſcheiden ſih von denen, die in Landfeen leben, niht
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