Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, S. 392
352 Vierte Ordnung: Edelfiſche; fünfzehnte Familie: Lachſe.
aus ſtarker Weißpappelrinde gefertigte Shwimmer über Waſſer gehalten und mit zwe>mäßig geformten, in Birkenrindentaſchen gepa>ten Ziegelſenkſtü>en beſ<hwert. Zur Handhabung dieſes Neves ſind, je nah ſeiner Größe, 4—20, im Durchſchnitte 8$—12 Mann erforderli<h. Sie rudern in einem ziemli<h großen Boote mit dem zuſammengelegten Nebe bis zum oberen Ende des Sandes; ein Mann, der das Ende eines Flügels zu führen hat, ſpringt hier an das Land und ſtößt eine ſtarke, unten mit zweiſeitig abgeplatteter Eiſenſpite verſehene Stange, an welcher jenes Ende befeſtigt wird, in den Boden und wartet nun, bis das Neg in einem weiten Bogen ausgeworfen worden iſt; ſodann folgt er dem treibenden Nete langſam nach, bis die Gefährten an das Land geſtiegen ſind und nunmehr durch das Einziehen des Netes ſeine Bewegungen beſtimmen, ebenſo wie er mit Hilfe ſeiner Hemmſtange das Einziehen ſelbſt regelt. Nachdem man ſo viel vom Nete gelandet hat, daß der am oberen Flügel angebrahte Sa in die Mitte gelangte, zieht man das Net ans Ufer und entleert hier den oft ſehr bedeutenden Fnhalt des Sa>es in das Boot, das hierauf ſogleih dem Fiſhſ<huppen zuſteuert. Während der Zug der Fiſche im vollen Gange iſt, wirſt man das Net ſofort nah beendetem Fange von neuem aus und fährt, Tag und Nacht arbeitend, ſo lange fort, wie der allmählih geringer werdende Zuzug dies rätlih erſcheinen läßt; ſpäterhin fiſ<t man den Sand täglih vier- bis fünfmal ab.
Auch die Oſtjaken fiſhen mit Zugnegzen, außerdem aber mit eigentümlichen Beutel\<leppnezen, mit Reuſen, die ſie mit rühmenswerter GeſchiÆlichkeit und Sauberkeit anfertigen, und endli<h mit Hilfe von Fiſhwehren oder engen Zäunen, die ſ{<male Flußarme bis auf einige Durthläſſe gänzlih abſperren und die Fiſche verleiten, dur dieſe, denen Netze und Reuſen vorgeſtellt wurden, ihren Weg zu nehmen.
Die von den Ruſſen gefangenen oder eingehandelten Fiſhe werden möglihſt kunſtgere<ht zerteilt und ſodann eingeſalzen, die von Oſtjaken und Samojeden erbeuteten zerſchnitten und an der Luft getro>net, niht wenige au< von den ruſſiſchen wie von den eingeborenen Fiſchern und deren Angehörigen friſh gekocht oder roh verzehrt. Weder die eingeſalzenen noh die getro>neten Renken können als ſ{ma>haft gerühmt werden. So köſtlich ſie als friſ<h zubereitete Fiſche jeder empfindenden Zunge erſcheinen, ſo fade und unſ<ma>haft werden ſie infolge der Behandlung, die ſie erleiden. Zu ihrem Verderbe mag das den Steppenſeen entnommene unreine, weil mit Bitter- und Glauberſalz vermiſchte Kochſalz beitragen helfen; der Hauptgrund des Verluſtes faſt aller früheren Eigenſchaften dürfte in der geringen Sorgfalt, mit welher man das Einſalzen wie das Tro>knen betreibt, gefunden werden. Aus den Lebern, von denen man viele im rohen Zuſtande mit dem gleichen Behagen verſpeiſt, wie wir eine Auſter eſſen, bereitet man vortrefflichen, aus den übrigen Eingeweiden, die man faulen läßt, geringwertigen Thran. Erſterer, zuweilen auh leßterer, dient bei Oſtjaken und Samojeden als Würze der Speiſe, möge ſie aus getro>neten Fiſchen oder aus gedörrtem und erwärmtem Brote beſtehen.
Fn den hauptſählihſten Fiſcherdörfern des Jrtiſh bewahrt man einen Teil der im Herbſte gefangenen Renken bis zum Winter in Teichen auf, fiſcht dieſe nah Eintritt des Froſtes aus, läßt die Fiſche gefrieren, verpa>t ſie auf Schlitten im Schnee, wandelt bei ſtrenger Kälte leßteren ſamt den Fiſchen dur<h Übergießen mit Waſſer in einen Eisklumpen um und verfrachtet dieſen bis Moskau und St. Petersburg, könnte ihn aber, wie ein gelungener Verſuch dargethan, ohne jeglihen Schaden für die Fiſhe noh viel weiter, erwieſenermaßen bis Deutſchland, verſenden.
Von niht geringerer Bedeutung als in Aſien ſind die Renken in Nordamerika, wo ſie mit dem Namen „White-fiſh“ bezeichnet werden. Für manche Fndianerſtämme bilden dieſe Fiſche geradezu die Grundlage des Daſeins. Um ſo mehr iſt es zu bedauern, daß man in der Neuen Welt eine erheblihe Abnahme des für ſchier unerſchöpflich gehaltenen