Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5, S. 751

Langſühlerige Erdaſſel. Symphyla. Pauropoda. 671

wiederholten ſih fünf- oder ſe<h8mal, bei Tage oder in der Nacht, einer derſelben hielt ſogar mit geringen Unterbrehungen volle 14 Tage an. Methodiſh ärztlihe Behandlung war niht angewendet worden. Endlich, nah einem Jahre der Leiden, hörten dieſe außergewöhnlihen Krankheitserſheinungen plößlih auf dur<h das Ausnieſen eines JZnſektes, welches, auf den Boden gefallen, ſi< uhrfederartig mit großer Beweglichkeit aufrollte, in wenig Waſſer gethan mehrere Tage fortlebte und erſt ſtarb, als man es in Weingeiſt ſette. Es war 5,s em lang, gelb von Farbe und aus 64 fußtragenden Leibesringen zuſammengeſeßzt. Sachverſtändige gaben es für einen Geophilus electricus aus.

Die einzige Gattung Scolopendrella mit wenigen ſehr zarten, an Springſchwänze erinnernde Arten, welhe zum Unterſchied von den vorigen nur ein Paar Unterkiefer und feine Kieferfüße haben, hat man neuerdings unter dem Namen Symphyla zu einer Ordnung erhoben. Jhr ſchließt fi eine weitere Ordnung Pauropoda an, deren wenige, auf drei Gattungen verteilte, zarte Arten in gegliederte Geißeln auslaufende Fühler und die Geſchlehtsöffnungen an der Wurzel des zweiten Beinpaares tragen.

Ordnung.

Die Zweipaarfüßer, Tauſendfüßer, Schnuraſſeln (Diplopoda, Chilognatha)

În der äußeren Erſcheinung unterſcheiden ſi die Chilognathen von den Mitgliedern der vorigen Ordnung weſentlih dur< den ſenkre<t geſtellten Kopf, den drehrunden oder halbwalzigen Körper, deſſen mehr oder weniger zahlreiche Ringe vom fünften oder ſe<ſten an je zwei Paar Gangbeine führen. — Der verhältnismäßig große Kopf zerfällt in einen oberen und vorderen, mit freiem Rande endenden Scheitelteil und in zwei unterhalb liegende, an jenem etwas beweglih angefügte Backenteile. Jn zwei Stirngruben ſtehen weit voneinander entfernt die meiſt ſiebengliederigen, in der Regel nah vorn \<wa<h verdi>ten Fühler, über oder hinter ihnen die gehäuften, auh gereihten einfachen Augen, ſofern ſie niht gänzli<h fehlen; im erſteren Falle drängen ſie ſih niht ſelten ſo zuſammen, daß ſie dem äußeren Anſchein na< für Neßaugen gehalten werden könnten. Den Mundteilen kommen hier die vier vorderſten Beine niht zu Hilfe, ſondern ſie beſtehen aus jederſeits einer polſterförmigen Scheibe als Kaufläche, einem deren oberer Spitze eingelenkten, die Kinnbaen bildenden Zahne und aus der unteren Mundklappe. Die Körperringe ſ{hwanken in der Zahl von 9 bis mehr als 80 und bleiben inſofern für eine und dieſelbe Art nicht beſtändig, als ſie ſi< mit zunehmendem Alter mehren. Feder nimmt mit ſeinem Hinterrande den falzartigen Vorderrand des folgenden in wenig dauernder Verbindung auf; denn na< dem Tode wenigſtens fallen die Ringe ungemein leiht auseinander. Je nachdem jeder derſelben kreisrund und nur am Bauche durch eine feine Spalte ungeſhloſſen iſt, einen Halbkreis bildet oder über den Seitenrand no< übergreift, ergeben ſi die hier vorkommenden, dem Körperbau zu Grunde liegenden drei Grundformen. Weil die Vorderbeine niht zu Mundteilen werden, ſo gelangen die Nückenteile ihrer Ringe auch zu vollſtändiger Entwi>elung und verkümmern nicht teilweiſe wie bei den Einpaarfüßern, obſchon ſie und einige der folgenden nur je ein Paar kurzer und zarter Gangbeine tragen, von derſelben