Das Nordlicht. Bd. 1-2

Der Dichter fleht lispelnd zu sich und den Sternen, Doch hörts die Mänade: »Schon silbern die Fernen

Der Urmondumfangnen hervor in das Wehen Verstorbener Seelen. Ich selbst bin bei Toten!

Ich kann meine kommenden Feindinnen sehen.

Jetzt silbern die Säulen von Friedensgeboten:

Hier weilt Eurydice im Tempel der Ehen!«

Da weint die Mänade und sagt sacht dem Sänger: »Verbleibe! Die Gänge vor dir werden enger.

Du kannst nicht die Fluren der Träumenden finden, Doch spürt dich die Braut: das Gerücht macht sie bänger. Sie weiß dein durch silbernde Wirrnis dich Winden. Und kann dir nicht helfen! So weile: wir scheiden Nun bald aus dem Grauen der bleichen Gestalten.

Wir folgen dir gern in den Hain eurer Leiden:

Du magst unser Reich an der Sonne verwalten!

Noch kannst du die goldenen Spuren des Stieres,

Der einstens das Weib, als du, Zwilling, die Schwester Und Gattin verloren, davontrug, gewahren.

Hier siehst du ein Sandmal: bewünsch und umgier es! Dem Hulschlag des Tieres entschimmerten Nester, Durchzwitschert von fröhlich beflügelten Scharen Entblauender Vögel. Sie folgten dem Weibe,

Das brünstig der Stier sich geraubt hat. © Dichter, Gar weit weilt Europa! Kein Weg zum Verbleibe Der Braut, die du kürtest, erglimmt dir, durch Lichter Und wissende Vögel gesäumt. Bleich und weiter Umträumt dich die treue Gefährtin: ihr Sterben Entflammte den Stier für Europa. Nun werben

Wir Weiber, im Wandel der Nacht, um Geleiter

Ins Weltsein des Widders zum sternenden Erben

Des irdischen Stieres!« Kaum hört jetzt der Seher Der Wolkhaften Worte, als blitzend ein Reiter

Auf goldenem Widder dahersprengt. Hold näher: Er trägt eine Jungfrau! Sein Antlitz ist heiter.

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