Das Nordlicht. Bd. 1-2

uch ichwillwandern, immer weiter heimwärtsschreiten;

Mein Geist wird sich im Eis von seiner Furcht befrein, Um meinen Leib ein blonder Süden hold sich weiten: Das Meer in meiner Seele eine Träne sein.

Die Einsamkeit umfange mich wie eigne Flügel: Selbst die Verzweiflung ist für mich ein kühler Wind: Schon weiten sich voll Glanz der Sehnsucht goldne Hügel: Ein fremdes Erdenglück umlächelt mich gelind.

Das ist ein Wandern, ach, ein schweres, tiefes Wandern! Zu viele Gletscher sind bereits in mir erstarrt:

Ich bin ein Hafen, voll von sturmgepeitschten Landern, Doch für mich selbst sind meine eignen Pförtner hart.

Hinweg! erschallt es. Fort von deinen stillen Seen! Hinweg von deinem stahlkalten Verstand, hinweg!

Hinweg aus Buchten, wo sich Segel windlos drehen! Wozu ein Traum an einem urbestimmten Fleck?

Ich aber schaue fort, mich zwingen stärkre Träume,

Sie bannen mich, — da stehn sie, — sehn mich an, weh mir!

Mein armes Ich, mein Leben, das ich stets versäume,

Auf einem Schwindelgrat sträubt sich mein Willenstier.

Ich will, ich darf nicht in die eigne Tiefe blicken,

Sie zieht mich an, sie quält mich, läßt mich nimmer los: Ich sträube mich, beschwert mit wirklichen Geschicken, Mein Tier, mein Nacken bleiben steif: — jetzt keinen Stoß

Das Übel weicht zurück, ich fühl es an den Haaren;

— Was mich erschreckte, war nicht arg, doch ungewöhnt Das Schweigen um mich her hat viel von mir erfahren: Ich werde irgendwo im Mittagslicht verhöhnt.

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