Der Heilige Berg Athos : eine Symphonie. 3

von Vatopädi flink, von gewandter Künstlerhand geziert. Unter Heilige des Neuen Bundes, Wahrschauer der Vorheilszeit, hat man zwei Hellenen, die Heiden Sophokles und Plato, aufgenommen, hingezeichnet: buntgemalt, frisch aufgesetzt sind sie noch heute auf sroßgeweihter Pforte, durch zugefügte Namen, sicher kenntlich.

Die Leichen vieler Heiligen vom Athos hat man mild zerteilt, hat sie an Kirchen ostgeborgner Christen-, heit verschenkt: doch Splitter selbst von dem Erlöserkreuz, Reliquien auch aus Palästina verehrt der Mönch des Ajon Oros fromm in eigenem Bezirk. Oft kommen Pilgerzüge übers Meer, doch häufiger zu Land, im kleinen Männerstaat die alten Bilder, Knochen Hochgeweihter, in Goldschrein oder Silberspind, zu sehen: ja kniend, auf dem Boden liegend gar, sie anzubeten und dann selig-rein, nach dem Reliquienkuß, mit Ablaß heimzugehn. Doch lieber noch entsendet man beherzte Mönche mit den heiligen Geräten in die Fremde: sie wandern segnend, Opfergaben fordernd fernefort, oft in das Gelobte Land und kehren sicher dann, von Dankerfüllten reich beschenkt, zurück ins große Kloster. Gäste sieht der Mönch nur selten, doch empfängt er sie mit Gunst: Empfohlne bloß von Würdenträgern dürfen in den einundzwanzig Klöstern weilen: genau wird jede Zuschrift erst geprüft; wo sie genügt, verbrieftes Gastrecht freundlich dann gewährt. Nach Prötaton soll sich der Ankömmling begeben; denn dort erhält er von der Heiligen Gemeinschaft der vier höchsten Klöster einen Siegelschein, den man an jeder Pforte, vor dem Einlassen, verlangt. Vier Mönche halten, fürs eigne Kloster, je ein Siegel-Viertel alt in Hut, die der Siegelwart zusammenfügt. Mit dem Geleitbriefe ver-

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