Der Künstler zwischen Westen und Osten
13h Hölderlins geistige Heimat
burt hineintragen. Warum unser Geist nicht einer einmaligen Verkörperung, sondern vielen, immer wiederkehrenden Verkörperungen unterliegt.
Man braucht das Geheimnis, das Hölderlin offenbart, nicht erst zu deuten. Es spricht sich selber aus. Deutlicher als er hat kein Dichter verkündet, daß er einer früheren Epoche entstammt und in der jetzigen ein Fremdling ist.
Es gibt zu seiner Zeit noch einen anderen Großen, der den gleichen Weg geht. Goethe läßt Faust in der klassischen Walpurgisnacht die Widerspiegelung des griechischen Zeitalters, in dem seine Seele einmal wörtlich genommen — leibte und lebte, schauen.
Hölderlin aber wird von seinem Genius nach Patmos getragen, zu jener Einweihungsstätte, die dem Lieblingsjünger des Herrn die Geistesschau gebracht hat, die in der Apokalypse niedergelegt ist.
Nah ist
und schwer zu fassen der Gott.
Wo aber Gefahr ist, wächst
das Rettende auch.
Im Finstern wohnen
die Adler, und £furchtlos gehn
die Söhne der Alpen über den Abgrund weg auf leicht gebaueten Brücken.
Drum, da gehäuft sind rings
die Gipfel der Zeit
und die- Liebsten nahe wohnen ermattend auf getrenntesten Bergen,
so gib unschuldig Wasser,
o Fittiche gib uns, treuesten Sinns hinüberzugehen und wiederzukehren.