Der Künstler zwischen Westen und Osten
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Hamlet
Bernardo:
... In der letztverfloßnen Nacht —
grad als der Stern dort, westlich nah dem Pol, auf seiner Bahn am Himmel da erglänzte,
wo jetzt er leuchtend steht — Marcell und ich eins schlug gerade die Glocke...
Marcellus:
Kein Wort mehr! Still — da kommt es wieder! Schaul
Der Geist erscheint gerade, als der Mörder ein Gelage hält, „schmaust, lärmt und Hopser tanzend taumelt“ und dadurch die Seele Hamlets, an dessen Ohr das teuflische Treiben heranschlägt, von Grund aus aufwühlt. Er, der wenige Stunden vorher zu Horatio sprach: „Wir lehren euch noch zechen, eh ihr geht,“ grollt jetzt in übergroßem Ekel seinem ganzen Volk:
Das hirnbetäubend wüste Zechen bringt
uns Schand’ und Spott bei allen andern Völkern
in Ost und West. Man schilt uns Trunkenbolde,
hängt unsern Namen an ein säuisch Beiwort.
Und wirklich nimmt es unsern Taten, auch
den rühmlichsten, von ihrem Kern und Mark.
So geht’s wohl auch dem einzelnen. Ihn zeichnet
ein böses Muttermal, er hat Gebrechen
schon von Geburt. Er selbst ist ohne Schuld
daran, weil kein Geschöpf durch eigne Wahl entsteht...
Fürchterlich erscheint ihm Geburt und Tod, Begier und Fegefeuer, Sünde und Gericht ineinander gewirkt. Im Augenblicke, wo er von dem Fluche der Vererbung spricht, erscheint der Geist des Vaters und zieht