Der Künstler zwischen Westen und Osten
176) Hamlet
Ein Aussatz überzog mir augenblicklich, wie dem Lazarus, die glatte Haut mit eklem Grind und Schorf.
So ward ich schlafend durch des Bruders Hand
um Leben, Kron’ und Königin zumal
bestohlen, in der Sünden Blüte weg-
gerafft; — unvorbereitet, ohne Beichte,
Nachtmahl und Ölung, eh mein Haus ich konnte
bestellen, ins Gericht geführt, mein Haupt
mit allen meinen Mängeln noch beladen...
© grauenvoll, o grauenyoll, ha grauenvoll!...
Eine Aufgabe lastet nun auf Hamlet, die seine Persönlichkeitskräfte weit übersteigt. Es hat ihm ein Geist, - der sich als Herold Gottes gibt, ein Richteramt übertragen. Er soll die Mutter zur Umkehr bringen und den Mörder bestrafen.
Er ahnt, daß ihm diese Prüfung auferlegt ist, damit er sich als fähig erweise, dereinst in einer schwereren noch standzuhalten, in jenem Endkampf zwischen Christ und Antiıchrist.
Ein Riß geht durch die Zeit. Verflucht die Stunde, die mich gebar, zu heilen ihre Wunde.
Er wagt nicht, die Verantwortung zu übernehmen. Zweifel, Schwäche und Wahnsinn kämpfen um seine Seele.
II
Die Kardinalfrage, die sich Hamlet beantworten muß, liegt in den Worten:
Der Geist, den ich gesehn, kann auch der Teufel sein.
Der Teufel hat die Macht, sich zu verkleiden in lockende Gestalt. Ja! und vielleicht