Die Französische Revolution
Sieg der Revolution. Aufbau des neuen Frankreich. 147
einverſtanden — der anderen Mächte das übrige tun würde, und das Eindringen fremder Truppen war nicht mehr ganz unerwünſcht ). Natürlich dann auh Rache für die Demütigungen! Und das, nachdem eben der König vor aller Welt der neuen Verfaſſung zugeſtimmt hatte! Bei alledem war die Königin ziemlich ſiegesbewußt ?), und der König hielt, um dem verbündeten Öſterreich und Preußen ?) ihr Werk zu erleichtern, ſtatt 1800 Mann Leibwache eine ſolche von 4209 Köpfen. Es war an Ludwig XVT,, entweder die Franzoſen bald von ihren Anſichten zu bekehren — oder die Vermittlung zu beſchleunigen. Das erſtere dünkte ihn unmöglich, daher mußte er zum zweiten ſchreiten. Obgleich nach des Kaiſers Anſicht nur eine Gegenrevolution von innen heraus Ausſicht auf Erfolg hatte ‘), begann Ludwig dieſem, ſowie der ruſſiſchen, ſpaniſchen und ſchwediſchen ®) Regierung die Notwendigkeit eines Fürſtenkongreſſes ©) vor Augen zu führen; denn die demokratiſhe Propaganda bedrohe auch die anderen Herrſcher in ihren Rechten: ein Kongreß, der im ganzen als ein Vorläufer desjenigen zu Troppau und der anderen aus dieſer Epoche des 19. Jahrhunderts ſich bezeichnen ließe! Aber ob er ſich hätte ermöglichen laſſen? Denn, wie immer wieder betont wurde, nur dann hätte ein ſolcher wirklih Zwe>, wenn hinter ihm eine ſtarke Truppenmacht wäre, und da haperte es eben.
Troß der inſtändigſten Bitten, mit denen Marie Antoinette den Kaiſerhof, den Erzfeind Frankreichs, beſtürmte ") ließ man ſie lange ohne Antwort. Kauniß, der leitende Staatsmann, war weit davon entfernt, Zugeſtändniſſe zu machen, im Gegenteil ®): „nichts paßte mehr
1) Révolution française Bb. XXXVIII, &S. 556 f.
2) Sybels H. Z. Bd. LXXXII, S. 265—269.
3) Die Vertreter der beiden Staaten waren ſ{hon wegen dieſer Angelegenheit am 27. Auguſt 1791 in Pillniß znſammengekommen (v. Ranke, Revolutionskriege, S. 104).
4) Wolf, Briefwechſel Leopolds mit Marie Chriſtine, S. 272. Allerdings darin irrte der Kaiſer , daß er der konſtitutionellen Partei eine große Macht beimaß. Siehe Wolf, Öſterreih unter Maria Thereſia (Berlin 1884), S. 398.
5) Guſtav IIT. von Schweden fürchtete um ſeine Subſidien ; deshalb hatte ex fi< ſhon längſt den Feinden der Revolution angeſchloſſen.
6) Span. Arch. 4038 — 26. Nov. 1791.
7) „Notre sort va être entièrement entre les mains de l’empereur“. (16. Dez. 1791; Arnet h Nr. 133.) Aber hören wir dagegen, was Mercy über das Heikle desſelben am 21. Nov. 1791 ſagt!
8) Kauniß’ Politik hat eine verſchiedene Beurteilung erfahren. Nah Ranke (Revolutionskriege S. 100 und 150) wollte er in Frankreich eine „kräftige und ſelb-
10*