Geschichte der französischen Revolution
10 I. Kapitel. Sranfrei< vor der Revolution.
wig XIV. dreimal zum Staatsbankrott gezwungen geweſen, und ebenſo troſtlos war es 1759 und 1770 unter ſeinem Nahfolger. In beiden Fällen trug aber nit die luxuriöſe Hofhaltung, ſondern die Koſtſpieligkeit der friegeriſhen Unternehmungen die Schuld. Die Finanzverwaltung arbeitete teuer und ſ<le<t und verſtand niht, mit der Zunahme der Staatsausgaben die Einnahmen in dem gleichen Verhältnis zu erhöhen. Forſte und Domänen waren ſhon lange verſchleudert, die Steuern viel zu gering. Taine hat die wegen ihrer Fehlerhaftigkeit völlig wertloſe Bere<hnung aufgeſtellt, um die Mitte des 18. Jahrhunderts habe der gemeine Mann 55 % Steuern an den Staat, 14 % an die Kirche und ebenſoviel an die Feudalherren zahlen müſſen; dabei ſeien die indirekten Steuern no nit in Anſaß gebracht. Von 100 Franken reiner Einnahme wären alſo dem Steuerzahler nur 18 Franken 29 Centimes übrig geblieben. Leider kann man bis heute dieſe falſ<hen Angaben niht dur beſſere Aufſtellungen von unanfe<htbarem Werte erſetzen.
Die direften Steuern beſtanden in dem ſogenannten 3wanzigſten (vingtième), der Taille (Grundſteuer) und der Capitation (Kopfſteuer); no< läſtiger waren die indirekten Steuern, die zu jegliher Schikane Anlaß bieten konnten; Handel und Verfehr waren dur< Binnenzölle und Mauten vielfa<h gehemmt. Aber wirkli< ſteuerfrei war im ganzen und großen nur der Klerus, der ſih dur eine freiwillige Abgabe, deren Höhe er ſelbſt beſtimmte, gegen die Verſuche ſ<üßte, ihm dieſe Privilegien zu rauben. Den Adel traf die Kopfſteuer kaum, die Grundſteuer faſt nur, wo er das Land ſelbſt bewirtſchaftete. Don den an Grund und Boden haftenden Abgaben waren aber au< Bürgerliche im Beſiße adeliger Güter frei, wie umgekehrt Adelige ihr Eigentum bürgerlicher Herkunft verſteuern mußten. Nicht der Vorzug der Privilegierten, ſondern die Begünſtigung der Städte vor dem platten Land, der Induſtrie und des mobilen Kapitals vor den Tiegenden Gütern forderte die Kritif heraus ; ungere<t war ferner die Unregelmäßigkeit und die provinzielle Verſchiedenheit der Steuererhebung, die Steuerhinterziehung, S<hmuggel und Betrügereien jeder Art doh niht verhindern konnte.
Die dur Handel und Induſtrie reih gewordene Bevölkerung der Städte unterſchied ſih in ihrer Lebensführung kaum von