Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

Bonaparte's Plane in Betreff des Orients. 165

Paſchaliks St. Jean d’Acre, von wo aus es allein zu Lande angegriffen werden konnte, zu ſichern. Der dort waltende, durch ſeine vielen Graus ſamkeiten berüchtigte, Djezzar-Paſcha hatte Bonaparte's Anträge zueinem Vündniß entſchieden zurü>gewieſen.

Bonaparte dachte jezt daran, von Europa abgeſchnitten, ganz auf ſi gewieſen, von Thatendrang und Ruhmesliebe* emporgetragen, von dem Beiſpiel einiger der erſten Heroeu des Alterthums fortgeriſſen, Aſien zur Wahlſtatt für ſi< und zum Schauplaß für die Welt zu machen. Man hatte von ihm mehrmals, ehe er no< den Zug nah Aegypten antrat, die Aeußerung vernommen : „Die großen Namen werden im Orient gegründet !“‘— Wenn es ihm gelungen war, die anerkannt beſten Trup= pen des türkiſ<hen Reiches, die Mameluken, ohne Mühe zu überwinden, was hatte er von den unregelmäßigen Horden in Syrien und am Euphrat zu beſorgen ? Die Leichtigkeit, mit welher von ihm Aegypten organiſirt, und jeder Widerſtand überwältigt worden, mußte ſein Selbſtvertrauen und ſeine Kühnheit außerordentli<h erhöht haben.

Die zahlreichen einander faſt immer feindlich geſinnten Völkerſchaf= ten, welche vom Aegäiſhen Meere bis zum Euphrat und weiter hin wohnen, hoffte Bonaparte die einen dur die anderen zu beſiegen, und zuleßt alle ſeiner Leitung zu unterwerfen. Der Gegenſatz des Islams zum Chriſtenthum ſchien, da er ihn in ſi ſelbſt niht fühlte, und er außerdem, in religiöſer Beziehung, zu Conceſſionen und Modifikationen aller Art geneigt war, kein weſentliches Hinderniß für ſeine Pläne zu ſein. Er rechnete auf ſein organiſatoriſches Genie, und beſonders auf ſein S<lachtenglü>, in deſſen Ergebniſſen der Orientale ein Gottes= urtheil zu erkennen gewohnt iſt.

Bonaparte hatte im Stillen an mehren Punkten Inneraſiens, bis na<h Oſtindien hin, Verbindungen mit den eingebornen Fürſten angeknüpft, und deren Haß und Mißtrauen gegen die Engländeraufzuſtacheln geſuht, Seine Abſicht war, ſi<h Vorderaſien zu unterwerfen, Chriſten und Muſelmänner daſelbſt dur<h Gewöhnung an europäiſche Taktik und Disciplin mit einander zu verſhmelzen, und das Glück immer weiter zu verfolgen. Die Bahn Alexander's des Großen that ſi vor ſeinen begei= ſterten Bli>en auf. Er glaubte, nachdem er ſi, wie der macedoniſche Heros, Aegypten untergeworfen hatte, von dort aus daſſelbe Ziel erreiz jen zu können. Um aber einem ſolhen Gedanken einen Anfang von Verwirklichung zu geben, mußte er ſi vor Allem der Feſtung St. Jeau d'Acre, des Schlüſſels Syriens, bemächtigen. Hierauf war jebt ſein Augenmerk gerichtet,