Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871
Demarkationslinie in Deutſchland. 99
trage die Beſtimmung einer Demarkationslinie hinzugefügt, welche vom Niederrhein bis Schleſien ging, innerhalb der die betreffenden Staa= ten vor den franzöſiſchen Waffen ſicher ſein ſollten. Sachſen allein wollte von dieſem Schußmittel keinen Gebrau<h machen. Heſſen - Kaſſel \{loß am 28. Auguſt einen Separatfrieden mit Frankreih, Hannover rief am 28. September ſein Reichscontingent zurü>. Dex Kaiſer und die ſüddeutſchen Staaten ſahen den basler Frieden und den Vertrag vom 17. Mai als einen an Deutſchland begangenen Treubru<h an. Der deutſche Reichsverband war aber, {hon von den Zeiten der Religions= friege her, ſo lo>er geworden, daß alle Reichsſtände ſih zu ſolchen Sonderverträgen mit auswärtigen Mächten, wenn ſie ſonſt in ihrem Vortheil lagen, für vollkommen berechtigt hielten.
Noch auffallender war, bei der Stammverwandtſchaft zwiſchen dem ſpaniſchen und franzöſiſchen Königshauſe, und dem bourboniſchen Haus= vertrage (1761), das Verhalten des ſpaniſchen Kabinets. Außerdem hatte der Konvent die Dazwiſchenkunft Kaxl TV. zu Ludwig XVI. Ret= tung mit Verachtung zurü>gewieſen, und dann ohne weiteren Grund Spanien Krieg erklärt. Aber Karl IV. und ſein erſter Miniſter und Günſtling, Manuel Godoy Herzog von Alcudia, waren no< mehr als Preußen zum Frieden geneigt und machten daraus noh weniger Hehl.
Dugommier-und der ſpaniſche Obergeneral Graf La Union waren an
demſelben Tage (18. November) in dem Gefecht bei Montenegro gefallen, | |
worauf die Franzoſen einige feſte Pläße im Norden Spaniens, wie Figueras, Roſas und Bilbao, beſetzten. Aber die ſpaniſche Regierung beſaß noch große Hülfsmittel zur Fortſezung des Kampfes, und eines ihrer Korps, das ſich zwiſchen dieOſt-= und Weſtpyrenäenarmee geworfen hatte, war ſchon im Begriff in Frankreich einzufallen. Gleichwohl gab Alcudia dem ſpaniſ<hen Diplomaten Yriarte Befehl, ſi<h na<h Baſel zu begeben, und dort mit Barthelemy Unterhandlungen zu eröffnen, deren Ergebniß die Anerkennung der franzöſiſchen Republik von Seite Spaniens, und die Abtretung des ſpaniſchen Antheils an der Inſel St. Domingo an Frankreich war (22. Julius 1795). Alcudia erhielt dafür deu Titel eines Friedensfürſten.
Am 8. Junius (1795) ſtarb der zehnjährige Sohn Ludwig XVL,, nach beinahe dreijähriger Gefangenſchaft, in Folge der Mißhandlungen, welche er von dem Schuſter Simon*) erlitten, und der unmenſchlichen
*) Simon war an demſelben Tage wie Robespierre hingerichtet worden.