Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15., S. 124
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Feldkanone in Feuerſtellung. —
- Erkrankte und Leichtverwundete nach der erſten Hilfe.
Proviantétkolonne.
Ju den Karpathen.
__ Jlluſtrierte Geſhihte des Welilrieges 1914/15.
Ruſſen, ‘ der zweifellos bald einſegen würde, abzuwehren. Bekamen doh die Ruſſen dur< den Fall Przemysls
eine Belagerungsarmee zur freien Verfügung, die etwa 100 000 Mann
zählte. Seit vielen Monaten und in härteſter Winterzeit war der Karpathenraum in den dort geſhaſſenen befeſtig=-
_ten Feldſtellungen von denÖſterreihern und Ungarn verteidigt, denen nördlih
Munkacz die deutſhe Südarmee unter General v. Linſingen zur Seite ge=
treten war. Jn Deutſchland regte ſih-
hie und da ein Zweifel, ob die Trup-
pen unſerer Verbündeten den Dru
auf die Oſtbeskiden no< länger mit Erfolg würden abwehren können, denn es ſchien, als ob die Ruſſen ſi< ganz beſonders den Duflapaß, den Lupfow- ſattel und den Uzſoker Paß als Durch=bruhsziel auserſehen hätten. J< wählte
mix gerade dieſen Gefe<htsraum, um
dort die Front der Truppen und das Etappengebiet hinter ihnen zu beſuchen.
Was ih dort erlebte und beobahtete, hat mein Zutrauen vollſtändig ge= rehtferüigt, das i< von Anfang an in die Kriegstüchtigkeit der öſterrei= hiſ<-ungariſhen Armee geſezt hatte. J< kannte dieſes Heer ſhon aus Friedens- und Manöverzeiten und hatte mit großem Intereſſe den Kampf ſeiner tüchtigen Kriegsminiſter mit dent Parlament verfolgt, jenen Kampf, bei dem es ſi< na< dem betannten ge= flügelten Wort um das „Verdorren“ handelte. Mit beſtem offenſiven Geiſt
waren Führung und Heer nah der
Verſammlung in Nordgalizien zu An= fang des Krieges în Südpolen eîin= gebrohen und hatten die Ruſſen in ſcharfen Zuſammenſtößen bis in den Raum von Lublin zurü>gedrängt, als jene gewaltige ruſſiſhe Hauptmaht herannahte, die ſh mit vierfaher Überlegenheit in ihren Millionenheeren viel früher gegen den öſterreihiſ<h-ungariſhen Gegner in Bewegung ſeßte, als die deutſhe und die öſterreihiſ{<h= ungariſhe Heeresleitung es erwartet hatten. Der Grund lag în der vor=
: zeitigen Mobilmahung der ruſſiſhen
Armeekorps, die tief im Jnneren und in Aſien zu einer Zeit bereits ſih auf dem Wege befanden, als no< nirgends von Krieg die Rede war. —
Obwohl dem öſterreihiſ<h-ungariſchen Vorgehen in Südpolen und um Lemberg und ſpäter längs der ganzen Karpathen ein Ende gemaht wurde, arbeitete die Organiſation des Heeres mit großer Sicherheit. Die Heeres= ergänzung verlief in geregelten Bah= nen, die Einübung des Nacerſaßes geſhah planmäßig und die Ergänzung der Waffen hat ebenſowenig Shwierigkeiten bereitet, wie die Herſtellung der nötigen großen Munitionsmenge. Die Verpflegung verlief am Schnürhen. Selbſt unter den ſ{<hwierigſten
Verhältniſſen des Gebirgskrieges und
des ungemein harten Winters ſeßte ſie niemals aus. Auch die Sanitätsein=rihtungen gewährleiſteten für Verwun=dete und Kranke die nötige Pflege, wenn au< die Rü>beförderung aus der kämpfenden Front in die Lazarette des Etappengebietes wegen der Seltenheit breiter und guter Etappen-=-
ſtraßen große Shwierigkeiten zu über=-