Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15., S. 304

250

“ Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15. e

Auf den Ruinen eines dur< Efraſit geſprengten Gebäudes in Breſt-LitowsE.

“Am 23. Auguſt wurde auf der Südweſtfront von BreſtDie Zahl der

Litowsk die Höhe bei Kopytow erſtürmt. Gefangenen, die an dieſem Tage die verbündeten Truppen unter dem Erzherzog Joſeph Ferdinand einbrachten, belief ſih auf 4 Offiziere und 1300 Mann. Am nächſten Tage “ brachen deutſche und öſterreihiſ<-ungariſhe Truppen auf “ der Südweſtſront von Breſt=Litowsk durch die vorge]<obenen Stellungen bei Dobrynka. Am Nachmittag des 25. Auguſt nahmen die Öſterreiher und Ungarn unter v. Arz zwei . Forts der Weſtfront. Das brandenburgiſche 22. Reſervekorps ſtürmte zu derſelben Zeit die Werke der Nordweſtfront und drang in der Nacht in das Kernwerk ein. Darauf gab der Feind die Feſtung preis. Breſt-Litowsk (ſiehe au< den Sonderartikel auf Seite 251) iſt die ſtärkſte ruſſiſhe Feſtung geweſen, ſie war das Herz und das Hirn des mähtigen polni= ſchen Feſtungsringes. Monatelang war dort das Hauptquar=tier des ruſſiſhen Oberbefehlshabers, nun tonnten die Ver=-

bündeten dieſe Feſtung als Rückgrat für ihre weiteren Unter=--

nehmungen ausgeſtalten. Sie ließen ſi< dur< ihre ans Wunderbare, Märchenhafte grenzenden Erfolge niht eine Stunde in der Verfolgung des geſhlagenen Feindes aufz halten. Ohne Behinderung durch die ruſſiſhen Feſtungen, von denen nux no< Grodno ſ<hwankend ſtandhielt, trugen ſie ihre Angriſſe weiter oſtwärts. Beſonders die über War\hau—Jwangorod vorgerü>te Heeresgruppe des Prinzen Leopold von Bayern hatte mächtige Marſchleiſtungen bis zu dem Falle von Breſt-Litowsk hinter ſi<h gebracht. Nach ihrer Vereinigung mit dem linken Flügel der Armee Matenſens am 16. Auguſt folgte ſie dem Feind, der ſi haſtig vor ihr zurü>zog, und vertrieb ihn immer wieder aus neuen zur Verteidigung hergerihteten Geländeabſchnitten. Die den Ruſſen ſo viel verſprehende Buglinie wurde {hon am 17. Auguſt dur<h den Übergang am Kamionkaabſchnitt zu beiden Seiten von Siemiatycze und am Bug bei Fürſtendorf, ſüdöſtlih von dem genannten Orte, überwunden. Am nächſten Tage trieb der linke Flügel der Armeen des bayriſ<hen Prinzen den Feind kämpfend vor ſi<h her und er-

reihte abends die Gegend weſtli< und ſüdweſtli< von

Mielejczyje. Der re<hte Flügel, ‘der bei dieſem Drte über Sen Bug vorbrach, warf dort den Gegner aus ſeinen ſtarken Stellungen und blieb im weiteren Vorgehen. Am 20. Auguſt E die Heeresgruppe weiter vor Und nmia<te 1000 Geangene. und brate über 3000 Gefangene und eine Anzahl Maſhinengewehre ein, zu denen tags darauf no< 16 Maſchinengewehre und 3050 Gefangene kamen. Schon näherte man

“ gekämpft.

Unter ſiegreihen Gefechten überſchritt ſie am nächſten Tage die Eiſenbahn Kleszyczele—Wiſoko—Litowsk

ſih dem weitausgedehnten Bielowiesfaforſt mit ſeinen unermeßlihen Urwäldern, in denen ſi< no< Reſte der Wiſente, der Nahkommen der alt=germaniſchen Ur= oder Auerohſen gehalten haben. Am 28. verlor der Feind wiederum neun Maſchinengewehre und 4500 Gefangene. Nah einer vexgeblih2n Be=mühung, die Verfolgung zum Stehen zu bringen, wurden die Ruſſen am nächſten Tage unter Verluſt von 1700 Gefangenen in den genannten Forſt geworfen. Der Feind flühtete \<hwer geſ<la=z gen hinein und hielt ſih nur no< ſüdli<h des Forſtes in der Gegend von Kamieniec—Litowsf. Durch den Fall von Breſt=Litowsk (ſiehe au< die Bilder Seite 250 bis - 253) gewann die Stoßkraft der ArmeegrupPpe des Prinzen Leopold von Bayern und der : : desGeneralfeldmarſ<halls vy. Mackenſen bedeutend an Macht. Am 27. Auguſt drang Leopold von Bayern in den Bielowieskaforſt ein Und Mad>enſen überſchritt in der Verfolgung die Straße Kamieniec—Litowsk—Mysczezyce und trieb zwiſchen dem Mughhawiec und dem Prywetfluß den Feind vor ſi her.

P

hot, R. Senne>æe, Berlitt,

Am näthſten Tage näherten ſi< die dur< den Bielo-

wieskaforſt vordringenden Angreifer mit ihrem reten Flügel Scereszowo, und Maenſen drängte die Ruſſen bis in die Linie Poddobno—Tewli—Kobryn. Nun WwWUrde in dem Forſte um den Übergang über den oberen Narew Die deutſhen und öſterreihiſ<h - ungariſchen Truppen des rechten Flügels der Heeresgruppe, Die unter dem Generaloberſten v. Woyrſh ſtand, warfen den Feind aus ſeinen Stellungen bei Suchopol am Oſtrande des Forſtes und Scereszowo. Sie blieben in ſcharfer Ver=folguna. Gegenüber der HeeresgruUppe v. Mat>enſens, die heſtig und unaufhaltſam voranſtrebte, bedienten ſi die Ruſſen in dieſen Tagen eines über die Maßen grauſigen Mittels, um die Verfolger aufzuhalten. Mit einer unglaub=lihen Roheit hatten die Ruſſen zur Verbergung ihrer Stellung Tauſende von Einwohnern, ihre eigenen Lands leute, darunter viele Frauen und Kinder den angreifenden Truppen entgegengetrieben. Ungewollt mußte das Feuer

| der Angreifer unter den Wehrloſen ſeine Opfer fordern.

Am 30. Auguſt ging die Heeresgruppe des Prinzen Leopold von Bayern unter Erkämpfung des Überganges übex den Narew mit ihrem rehten Flügel auf Pruzana vor. Mat>enſen erreihte den Muchawiecabſchnitt und behielt 3700 Geſfangene. Auch am lehten Tage des Auguſt warfen die beiden Heeresgruppen den Feind, wo ex [ih ſtellte, und eilten ihm auf ſeiner Flucht nah. . :

Die Höhe der im Monat Auguſt von den deutſchen Truppen gemachten Beute an Gefangenen UND Material belief ſi<h auf über 2000 Offiziere, 269 839 Mann, über 3114 Geſhüße und weit über 500 Maſchinengewehre.

‘Davon entfielen auf Kowno 20000 Gefangene und 1301 Ge-

\<hüße, auf Nowo-Georgiewsk 90 000 Gefangene, darunter 15 Generale und 1000 andere Offiziere, 1640 Geſhüße und 103 Maſchinengewehre. Die ungeheuren Vorräte an Lebensmitteln, Munition und anderem Material ſind dabei gar niht in Betracht gezogen. Die Zahl der Gefangenien, die von den deutſchen und öſterreihiſh-ungariſhen

Truppen ſeit dem Beginn des Frühjahrsfeldzuges im Mai

gema<t worden war, belief ſich nunmehr auf weit über eine Million. Zu der deutſhen Auguſtbeute kam zur Steigerung des Eindru>s der gewaltigen Leiſtung der verbündeten

Heere noh die ſtatilihe öſterreichiſ<-ungariſche Sieges-