Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

A. Hermes und Schüler. B. Chnuphis. 125

Gewiß ist ein weiter Weg von der Übernahme einzelner Sprüche bis zur Nachbildung eines philosophischen Traktates!); aber die Entwieklung war notwendig, sobald die griechische Bildung etwas weiter um sich griff. —

So viel von der ersten Gruppe dieser Schriften. Wir wenden den Blick zunächst auf den Gott Chnum, Chnubis oder Chnuphis (Knuphis), der in dem südlichsten Teile Ägyptens durchaus als Gegenbild des Ptah von Memphis erscheint. Ist dieser Herr Ägyptens, aber doch speziell des Nordlandes, so ist Chnum der Herrscher Ägyptens, besonders des Südlandes; formt Ptah die Welt und den Menschen als Baumeister oder gießt ihn wie ein Erzgießer, so bildet sie Chnum wie der Töpfer auf der Töpferscheibe. Wie Ptah ist Uhnum also dnwoupyöc und Gott des Herzens.?) Seine Hauptkultstätte ist Syene und die Insel Elephantine; er erscheint hier als Vater des Ösiris.”) So ist es kein Wunder, daß wir von astrologischen Dialogen zwischen Chnum und Osiris hören, vgl. Cramer, Aneed. Ox. II 171, 20: xai öca Kvoüpıc 6 map” Exeivorc ’Ayadöc daiuwv TÜPEdDWKE Kai 6 TObTOU uaßnthe Eepıkocöpncev ”Ocıpıc. Die Sehriften werden mit denen des Nechepso zusammengestellt. Ein weiteres Zeugnis müssen wir aus Firmieus Maternus IV prooem. 5) erst gewinnen: omnia enim, quae Aesculapio Mercurius einhnuswix tradiderunt, quae Petosiris excogitavit et Nechepso. Da in dem verdorbenen Wort zunächst ef, sodann ein Göttername stecken muß’),

wer bedenkt, daß die Spruchweisheit auch in Ägypten sehr beliebt ist. Zum Vergleich bieten sich demotische Scherben, wie die in der Straßburger Dissertation von Heß (Der demotische Teil der dreisprachigen Inschrift von Rosette 1902 8.56) publizierte oder der mir nur aus Proben bekannte Papyrus Insinger, den man manchmal mit der Weisheit des Sirach vergleichen möchte. Die theologischen pwvai, wie z.B. die des ’Ayaßdc daluwv sind gewiß jünger, aber sie zeigen dieselbe Mischung. Schon mit dem dritten Jahrhundert scheint Ja das Bestreben zu beginnen, die orphischen Lehren ägyptisch zu überarbeiten. Die hellenistische Religion beginnt sich zu bilden.

1) Auf den Gegensatz der griechischen Aöyoı und der ägyptischen pwval macht der Verfasser der “Opoı "AckAnmo0 mit Recht aufmerksam.

2) Brugsch a. a. 0. S. 502 ff. 290 ff.

3) Brugsch a. a. 0. 8.296. Da sich uns als seine Gattin später Isis erweisen wird, darf ich darauf hinweisen, daß im späteren Mysterienkult Isis auch als Mutter des Osiris erscheint (vgl. Minueius Felix ce. 22; Lactanz Inst. div. I 21, 20). 4) Bei Skutsch und Kroll p. 196, 21.

5) Die Konjektur et Hanubius war an sich schlecht und ließ sich durch