Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

>.» Verlag von B. ©. Teubner in Leipzig. &.»

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Die Mysterien des Mithra. Ein Beitrag zur Religionsgeschichte der römischen Kaiserzeit. Von Franz Cumont, Professor der alten Geschichte an der Universität Gent. Autorisierte deutsche Übersetzung von Georg Gehrich. Mit 9 Abbild. i. Text und auf 2 Tafeln, sowie 1 Karte [XVIu1768] gr. 8. geh. AL —.5, geb. 1. 5.60.

Cumonts umfassende Forschungen über den Kultus des iranischen Lichtgottes

Mithra, welcher im Gewande der antiken Mysterien seit dem Anfange unserer Zeit-

rechnung auch im Abendlande zahlreiche Anhänger gewann und als mächtiger Neben-

buhler des Christentums mit diesem um die Weltherrschaft rang, gehören nach dem

Urteil maßgebender Fachgenossen zu dem Bedeutendsten, was in jüngster Zeit auf dem

Gebiete der Religionsgeschichte des Altertums geleistet worden ist. Das vorliegende Buch

faßt die wesentlichen Ergebnisse dieser Forschungen in knapper, aber fließender Dar-

stellung zusammen, ohne den Leser durch viel gelehrtes Beiwerk zu ermüden. Es bespricht

zunächst die Vorgeschichte des Mithrasdienstes im Orient, schildert seine Verbreitung im

römischen Reiche und erörtert sein Verhältnis zu den politischen Tendenzen des römischen

Kaisertums. Hierauf wird die Lehre der Mithrasmysterien dargestellt und im An-

schluß daran der Kultus und die Organisation der mithrischen Gemeinden beschrieben.

Eine Skizze der geschichtlichen Beziehungen des Mithracismus zu den übrigen Religionen

im römischen Reiche, besonders zum Ühristentum, und seines endlichen Unterganges

bildet nebst einem Anhange über Wesen und Bedeutung der mithrischen Kunst den

Schluß des Buches. Mehrere Abbildungen und eine Karte der Verbreitung der Mithras-

mysterien sind beigegeben.

Eine Mithrasliturgie, erläutert von Albrecht Dieterich. [X u. 230 3] gr. 8. geh. HM 6.—, geb. HM T.—

Ein Text aus dem großen Pariser Zauberpapyrus, den einst Wessely in den Deukschriften der Wiener Akademie XXXVI (1588) S. 56ff. gedruckt hat, wird mit kritischem Apparat und Übersetzung vorgelegt. Der erste Teil der Erläuterungen tritt den Beweis an, daß wir in diesem Text die Liturgie eines Mithrasdienstes besitzen, und liefert eine Reibe von Untersuchungen über Herkunft und Quellen des merkwürdigen Unsterblichkeitssakramentes (&za$urarıoud; heißt das Stück im Papyrus selbst). Der zweite Teil gibt einen ersten Versuch, die immer wiederkebrenden Formen und Bilder mystischer Liturgie auszulösen, und verfolgt im einzelnen die Vereinigung des Gottes und des Menschen als ein Essen des Gottes, als die Liebesvereinigung des Menschen mit dem Gotte, die Gotteskindschaft, die Wiedergeburt, die Himmelfahrt der Seele zu Gott, eine feste Bilderreihe, die einem bestimmten Kreise spätantiker Kulte und dem Christentum gemeinsam, dem jüdischen Kult aber fremd ist. Ein Wortregister zum Text der Liturgie, ein Register des Orthographischen und Grammatischen und ein Sachregister zu den Erläuterungen sollen die Ansnutzung des Buches für verschiedenartige wissenschaftliche Zwecke erleichtern.

Der Seelenvogel in der alten Literatur und Kunst. Eine mythologischarchäologische Untersuchung von Georg Weicker. Mit 103 Abbildungen im Text. [VI u. 218 S.] gr.4. geh. MM. 23.—

Im ersten Teil werden die dämonischen Gestalten der niederen griechischen Mythologie, speziell die Sirenen, nach ihren hervorstechendsten Eigenschaften, der Blutgier, dem Streben nach Lebensgenuß und dem Gesange, als Seelenwesen gedeutet und der Glaube an die Vogelgestalt der Menschenseele an der Hand der von vorhomerischer bis in spätrömische Zeit reichenden literarischen und monumentalen Quellen als griochisch erwiesen. — Nach einer chronologischen Behandlung der Sirensnsage in der Literatur und im Volksglauben wird im zweiten Teil der Kunsttypus des Seelenvogels, der Vogel mit bärtigem oder unbärtigem Menschenkopf, verfolgt, und auf Grund des umfänglichen Denkmälermaterials der Nachweis erbracht, daß alle „Sirenen“ und „Harpyien“ der antiken Kunst sich auf zwei ägyptische Haupttypen zurückführen lassen, welche schon in hocharchaischer Zeit von der ostgriechischen Kunst aufgenommen und von ihr an die stammhellenischen und italischen Kunstzentren weitergegeben worden sind. — Über hundert in den Text gedruckte Abbildungen, größtenteils nach unpublizierten Originalen, zum Teil auch nach verbesserten Neuaufnahmen, veranschaulichen die Entwickelung und Wanderung des Typus.

Die antike Idee der Ökumene in ihrer politischen und kulturellen Bedeutung. Von Dr. J. Kaerst, a. o. Professor an der Uniyersitä Leipzig. Akademische Antrittsvorlesung. [34 S.] gr. 8. geh. M. 1.20.

Die unter vorstehendem Titel zusammengefaßten Erörterungen sind ursprünglich für eins bestimmte Gelegenheit, für die im Dezember 1902 gehaltene akademische Antrittsvorlesung des Verfassers, niedergeschrioben worden. Es kam vor allem darauf an, die universalgeschichtliche Bedeutung der Idee der Ökumene und ihre durch die Eigenart ihres Ursprunges und ihrer Entwicklung bedingte besondere Ausgestaltung darzulegen. Der Verfasser suchte zu zeigen, wie die das christliche Mittelalter beherrschende Idee einer einheitlichen, in bestimmten Organisationsformen ausgeprägten Kulturwelt, aus dem eigentümlichen Kulturboden der hellenischen Polis hervorgewachsen, sich zu weltumfassender und weltbeherrachender Wirksamkeit entfaltet. Natürlich konnte es aber nicht Absicht sein, die Vielseitigkeit und den Reichtum der tatsächlichen geschichtlichen Entwicklung, die Mannigfaltigkeit der Elemente, die zuletzt in dem organisatorischen Verbande der Ökumene als ein Ganzes vereinigt erscheinen, auch nur andeutuugsweise zu zeichnen. Eine solche Aufgabe muß einer umfassenden geschichtlichen Darstellung vorbehalten bleiben.