Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

Die Ozdoas. Die Sprache der Dynameis. 55

Gott und Göttin zu einer Syzygie verbunden erscheinen. Faßte man den Gott als xöcuoc, so mußten diese vier Götterpaare, die ihn ausmachen, zu den Elementen werden; schied man Gott und Welt, so mochten sie den vontöc xöcuoc bilden; zerlegte man sein Wesen in die verschiedenen psychologischen oder moralischen Eigenschaften, so mußten sich auf Grund jener Syzygien-Theorie wieder andere griechische Begriffe substituieren, wie dies jedem Kenner der gnostischen Literatur bekannt ist. —

Der Noüc mahnt nunmehr den Propheten, den Würdigen den Weg des Heiles zu zeigen, damit Gott durch ihn das Menschengeschlecht errette, und auf Grund seiner Offenbarung und in seiner Kraft beginnt der Prophet «npucceıv Toic dvßpwWroıc To ne euceßeiuc Kai TvWscewc kaAkoc.!) Wie hier das Wort xnpucceıv an den altehristlichen Gebrauch erinnert?), so erinnert auch die Predigt selbst ungemein an die christliche Bekehrungspredigt. Auf Einzelheiten werde ich später zurückkommen.

Ein Wort der Erklärung bedarf weiter in der Beschreibung des Aufstieges der Seele noch der Satz: kai ÖuoıwBeic Toic cuvoücıv GKoVeı Kal TWV duväuewv Unep NV "Oydoadıiv PUcıv olcWv, pwvn rıyı idia (so D, ndeia MBC) üuvoucwv töv Beöv. Ich habe zugleich zu rechtfertigen, daß ich die Lesung des jungen codez Vindobonensis in den Text aufgenommen habe.

Altägyptische Anschauung ist es, daß die niederen Götter dem oberen lobsingen, so die acht puAukec oder kuvorepakoı dem Sonnengott, so die ’Oydoac dem Atum, die Musen dem Hermes in dem oben (S. 17) angeführten Gebet und so fort. Eine Steigerung scheinen diese Vorstellungen erhalten zu haben, als der beginnende Synkretismus Wert darauf legte, Gott mäcn pwvnj kai mach dIaAektw anzurufen®); mystische Formeln aus verschiedenen Sprachen treten ein,

1) Offenbar sind euceßeia und yvwcıc identisch, vgl. die IX. (X.) Schrift 8 4 (Lactanz II 15,6): n yüp edceßeia yywcic &crı tod Beo0. Patrieius und Parthey haben die Grundanschauungen dieser Schriften nicht erkannt.

2) Vgl. v. Dobschütz in den Texten und Untersuchungen XI 1, 16.

3) Dieterich Abraxas S. 4. Die Belegstellen für das Folgende ebenda S. 176. 198. 199. 201. 202. 203. Eine besondere Rolle spielen dabei natürlich die „ursprünglichen“ Sprachen. Ist Phrygisch die älteste Sprache, so ist es selbst für den Ägypter nicht überflüssig seinen Gott ®puyıcri zu preisen. Für den Griechen tritt die Überzeugung von dem Alter dieser Sprachen und der Weisheit der „Barbaren“ hinzu. Es gibt wenig Sätze, welche die Hellenisierung

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