Rätearbeit und Nationalversammlungstragödien in Revolutionen : Den Arbeiter, Soldaten und Bauernräten Deutsch - österreichs gewidmet

ITO

tums, in dem einen wichtigen Teil die Biſchöfe und Prälaten bildeten. Die Kirchenfrage vermochte daher das Unterhaus niht zu löfen; es fonnte niht einmal die Forderung dur<hſeßen, daß wenigſtens den Prälaten die Mitwirkung an der Geſeßgebung im Oberhauſe entzogen werde. Da griff wieder das Volk ein. Die Londoner demonſtrierten Tag für Lag auf der Straße und beſchimpften die Biſchöfe auf ihren Gängen ins Oberhaus in der heftigſten Weiſe. Am 27. Dezember 1641 beſchwerten ſich die Biſchöfe beim König und den Lords, daß „die Gewaltſamkeiten des Pöbels“ ſie hinderten, an den Sitzungen teilzunehmen, ſie müßten alle Afte, die in ihrer Abweſenheit angenommen werden, für null und nihtig erflären. Am 80. Dezember beſchloß die Unterhausmehrheit, ſie deshalb wegen Hochverrats bei den Lords anzuklagen. Kniend mußten ſie die Anklage vernehmen und wurden ſodann in den Totwwer geſchi>t. Jett, da die Biſchöfe und Prälaten im Gefängnis ſaßen, wurde das Kirchengeſeß gemacht, au<h im Oberhauſe ohne ſie.

Durch weiteres Ausſcheiden von Abgeordneten, die an Monopolen beteiligt geweſen waren, und auch dur< Abſterben der reaktionären alten Abgeordneten hatte das Unterhaus nah und nach eine ſtarke puritaniſche Mehrheit gewonnen; aber die Partei ſpaltete ſich bald in Presbyterianer und Jndependenten, das heißt Unabh ä ngige. Die Unabhängigen waren nach der Spaltung die Minderheit, gerade ſo wie jeßt in Deutſchland die Unabhängigen der Sozialdemokraten. Die Presbyterianer, alſo die Mehrheitspuritaner, waren die Gemäßigten, Verſöhnlichen, die mit dem König, der ſhon Gefangener des Parlaments war, cinen Ausglei<h {ließen wollten. Am 18. Mai 1647 hatten ſi<h die Mehrheitspuritaner untereinander ſchon geeinigt, daß in der Antwort des Königs auf die fekten Vorſchläge, die das Parlament an ihn gerichtet hatte, die Grundlagen zu einer Verſtändigung gegeben ſeien. Die Unabhängigen waren dagegen; dœŒ/ ſie waren die Minorität. Da griff die „Volkswehr“ ein. Die engliſche Volkswehr war das Volksheer, das auf Antrag Cromwells das Unterhaus am 28. Jänner 1645 beſchloſſen hatte. Es beſtand nicht, wie damals üblich, aus bloßen Söldnern, ſondern aus entſchloſſenen Freiheitsfämpfern, die cine gefeſtigte revolutionäre Ueberzeugung hatten. Es hatte au< entſprechende Offiziere, und als ſeinen Grundſaß zur Auswahl der Offiziere hatte Cromwell erklärt: „Mir iſt ein einfacher bäuriſch gekleideter Hauptmann, der weiß, wofür er fämpft, lieber, als ein ſogenannter Gentleman, der weiter ni<hts iſt.“ Dieſe Soldaten, die wußten, wofür fie fämpften, ſchufen ſich im Jahre 1647 au<h Soldatenräte und nahmen an der Politik den regſten Anteil. Als nun die Presbytertaner mit dem König Frieden machen wollten, da griffen die Soldatenräte ein und auf thren Beſchluß wurde der im Schloſſe Solmby vom Parlament internierte König am 3, Juni 1647 voir einer ſtarken Reiterabteilung unter der Führung des Oberſten Joyce, eines früheren Schneidergeſellen, geholt und von der Armee in Gewahrſam genommen. Damit war der Plan der Presbyterianer vereitelt.

i Als anderthalb Fahr ſpäter, am 5. Dezember 16458, die Vresbyterianer im Unterhaus den Beſchluß durchdrücten, daß die na< neuerlichen Verhandlungen vom König zugeſtandenen Kon=-

zeſſionen genügten, um den Frieden im Königreiche herzuſtellen,